Koblenz (epd). Die Gründerin der Frauenrechtsorganisation Solwodi, die katholische Ordensschwester Lea Ackermann, ist tot. „Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass gerade die Gruppe der besonders vulnerablen Frauen - Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte und mit Gewalterfahrungen - Unterstützung erhalten und eine Stimme bekommen“, sagte die Solwodi-Vorsitzende Maria Decker am 2. November in Koblenz. „Wir werden sie und ihr Charisma sehr vermissen, und wir werden ihr Andenken hochhalten, indem wir uns mit der gleichen Kraft und Energie weiterhin für von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder einsetzen.“ Ackermann starb den Angaben zufolge im Alter von 86 Jahren in Trier.
Ackermann wurde am 2. Februar 1937 im saarländischen Völklingen geboren. Nach einer Banklehre arbeitete sie sieben Jahre lang bei der saarländischen Landesbank. 1960 trat sie in den Orden der „Missionsschwestern unserer lieben Frau von Afrika“ ein. Als Ordensfrau studierte sie Theologie, Psychologie und Pädagogik und promovierte in München in Erziehungswissenschaft. Für ihren Orden war sie in Ruanda und Kenia in der Lehrerausbildung tätig. In Kenia gründete sie 1985 auch den Verein Solwodi, dessen Abkürzung für „Solidarity with Women in Distress“ („Solidarität mit Frauen in Not“) steht. Die Organisation begann damit, Frauen beim Ausstieg aus der Zwangsprostitution zu unterstützen.
Im Jahr 1987 folgte dann die Gründung des deutschen Ablegers, der zunächst seinen Sitz im rheinland-pfälzischen Boppard hatte und mittlerweile von Koblenz aus tätig ist. Der Verein betreut in Not geratene Frauen psychisch, gesundheitlich sowie juristisch und verhilft ihnen zu einem Neuanfang. „Heute durchzieht ein Netz von 21 Fachberatungsstellen und 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten das Land“, teilte Solwodi mit. Jährlich würden über 2.000 Frauen und ihre Kinder beraten und begleitet.
„Ihre Durchsetzungskraft, ihre Entschlossenheit und ihr Engagement waren legendär“, erklärte Solwodi. „Wenn es um von Gewalt betroffene Frauen ging, dann war sie nicht an Regeln oder Konventionen gebunden, dann war ihr kein Anruf zu viel, kein Weg zu weit, um sich mit aller Kraft für die Frauen einzusetzen.“ Für ihr Engagement erhielt die Ordensschwester unter anderem 2012 das Große Bundesverdienstkreuz und 2014 den Augsburger Friedenspreis.
Zwar hatte Ackermann im Juli 2020 die Leitung von Solwodi abgegeben, jedoch engagierte sie sich danach etwa in der von ihr gegründeten Lea-Ackermann-Stiftung weiter. Die Unternehmerin und Wirtschaftsprofessorin Ulrike Detmers hatte das Grundstockvermögen der Stiftung in Höhe von 25.000 Euro gespendet. Ziel der Stiftung ist es, Kindern und Jugendlichen in Afrika und weltweit aus Situationen, die sie in ihrer Entwicklung hindern, zu helfen.
Lea Ackermann war laut Solwodi schon länger gesundheitlich angeschlagen und daher vor wenigen Wochen in das Seniorenzentrum nach Trier gezogen. Dort sei sie nach einer Operation aus der Narkose nicht mehr aufgewacht. Ackermann werde in Trier beigesetzt.