Hamburg (epd). Mit einem Tag der offenen Tür hat das „marianne-doell-haus“ Ende Oktober in Altona sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. Die Einrichtung der „hoffnungsorte hamburg“ bietet wohnungslosen Frauen ein vorübergehendes Zuhause, die Mitarbeitenden stehen mit ihnen in engem, ermutigendem Kontakt, wie Susanne Rohrmann im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) berichtet. Rohrmann bildet mit Andrea Mauritz das hauptamtliche Leitungsduo. Zusätzlich arbeiten bis zu vier Ehrenamtliche in dem nach einer verstorbenen Obdachlosen benannten Haus.
In der Hospitalstraße 66 bieten zehn teilmöblierte Ein-Zimmer-Apartments wohnungslosen Frauen für maximal ein Jahr ein Zuhause. Schwangerschaft oder ein noch nicht schulpflichtiges Kind seien kein Ausschlusskriterium, „wir nehmen keine nassen Alkoholikerinnen auf, bei sämtlichen Drogenvergangenheiten ist eine abgeschlossene Langzeittherapie erforderlich“, sagt Rohrmann. Weitere Aufnahmekriterien seien ein gesicherter Aufenthaltsstatus, keine Substitution und Deutschkenntnisse. „Psychisch erkrankte Frauen müssen über ausreichende Krankeneinsicht verfügen, um besonders in Krisensituationen adäquat für sich sorgen zu können.“
Jeder Aufnahme gehe ein Gespräch voraus. „Wir lassen uns sehr gründlich erzählen, wie das Leben bis hier und heute verlaufen ist.“ Das sei nötig, um später erkennen zu können, wie es um die Entwicklung jeweiliger Probleme stehe. „Das Entscheidende ist, dass wir thematisch am Ball bleiben, nachfassen, anschieben“, sagt Rohrmann. „Wir behalten alle Problematiken im Blick. Übersteigt etwas unsere Möglichkeiten, verweisen wir an Beratungsstellen.“
Frauen, die das Haus aufsuchen, stammen laut Rohrmann häufig aus fragwürdigen Mitwohngelegenheiten, aus Frauenhäusern oder Notunterkünften. „Die Frauen haben teils absurde Lebensläufe hinter sich, mit viel Gewalt und brüchigen Lebenssituationen.“
Verändert hätten sich in den 25 Jahren Alter und Herkunft der Bewohnerinnen. „Das Durchschnittsalter ist um fünf Jahre gestiegen“, aktuell liege es bei Ende 30, sagt Rohrmann. Habe zu Beginn geschätzt ein Drittel einen Migrationshintergrund aufgewiesen, seien es heute etwa 50 Prozent.
Beim Tag der offenen Tür werden zwei ehemalige Bewohnerinnen über ihre Zeit vor, während und nach dem Aufenthalt im „marianne-doell-haus“ berichten. Der Trommelkreis des „schulhafens“ der „hoffnungsorte hamburg“ musiziert, für das leibliche Wohl ist gesorgt.