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Armut: Gesundheitsökonom fordert mehr Gegenmaßnahmen



Bremen (epd). Der Bremer Gesundheitsökonom Heinz Rothgang kritisiert die unzureichenden Maßnahmen der Politik zur Begrenzung der Eigenanteile in der Pflegeversicherung für die vollstationäre Pflege. „Es zeigt sich ein deutlicher Reformbedarf, wenn an dem Ziel festgehalten werden soll, eine pflegebedingte Verarmung zu verhindern“, erklärte Rothgang am 25. Oktober auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Erreicht werden könne dieses Ziel nur durch eine Deckelung der Eigenanteile, die Pflegebedürftige selbst für ihren Heimaufenthalt zu bezahlen hätten, führte Rothgang aus. Eine Reform, bei der die pflegebedingten Eigenanteile auf Null gesetzt werden würden, reduziere die persönlichen Belastungen Stand Juli 2023 um mehr als 800 Euro. Das sei effektiv, auch wenn die Kosten für Unterkunft und Verpflegung, Investitionskosten sowie die monatliche Umlage für die Ausbildungskosten durch Azubis nicht einbezogen wären.

Ausbildungskosten nicht mehr auf Bewohner umlegen

Flankiert werden müsste eine solche Regelung aber dadurch, dass die Ausbildungskosten nicht mehr von den Pflegebedürftigen zu tragen seien, forderte Rothgang. Außerdem müssten sich die Länder stärker an der Finanzierung der Investitionskosten der Pflegeheime beteiligen. „So entsteht Planungssicherheit für die zukünftigen Pflegebedürftigen, und die Mehrausgaben für die Pflegeversicherung können im Vergleich zu einer Vollversicherung reduziert werden.“

Bei einer Vollversicherung müssten die Beiträge deutlich steigen oder die zusätzlichen Ausgaben mit staatlichen Milliarden-Zuschüssen finanziert werden. In der vollstationären Pflege lagen die bundesdurchschnittlichen Gesamteigenanteile einschließlich der umgelegten Ausbildungskosten Rothgang zufolge im Juli des laufenden Jahres bei 2.248 Euro. Das seien 52 Euro oberhalb des Wertes vom 1 Juli 2021.

Das im Koalitionsvertrag genannte Ziel der Begrenzung der Eigenanteile in der Langzeitpflege werde trotz ergriffener Gegenmaßnahmen klar verfehlt, fasste Rothgang zusammen. Nach seinen eigenen Modellrechnungen seien schon für 2026 bundesdurchschnittliche Eigenanteile von 2.500 Euro zu erwarten. Das werde die finanziellen Möglichkeiten der großen Mehrheit zukünftiger Pflegebedürftiger „weit übersteigen“.