Gelsenkirchen (epd). Die Ruhrgebietskonferenz Pflege, ein Zusammenschluss von Arbeitgebern, hat ihre Forderung wiederholt, im Rahmen einer Reform der Pflegeversicherung ein persönliches Pflegebudget einzuführen. Nur so lasse sich die Pflege und Betreuung zukunftsfest machen, heißt es in einer Mitteilung vom 23. Oktober. Sprecher Thomas Eisenreich sagte, dieses Budget werde nicht aus einem unübersichtlichen Kostenträger-Mix gespeist.
Der Experte hat in einer Arbeitsgruppe mitgewirkt, die unter dem Titel „Wirkungs- und personenfokussierte Pflege und Betreuung“ einen radikalen Systemwechsel vorschlägt.Eisenreich: „Wir haben einen gemeinsamen Auftrag, dem wir uns stellen müssen.“
Die Arbeitgeber blicken voller Sorge in die Zukunft, denn in den kommenden Jahren gingen die Baby-Boomer in Rente, von denen mittelbar auch viele auf Pflege angewiesen seien. „Hochgerechnet brauchen wir zur Deckung der prognostizierten Bedarfe bis zum Jahr 2050 jährlich 1,5 Prozent mehr an Pflege- und Betreuungsleistungen, wenn wir das bestehende System fortschreiben.“ Das sei angesichts der demografischen Nachwuchsentwicklung vollkommen unrealistisch. Abgesehen vom fehlenden Nachwuchs sei das auch schlicht nicht bezahlbar.
Schon heute zeige die Kostenentwicklung steil nach oben, so die Ruhrgebietskonferenz. Unternehmen, die aktuell Pflegesatzverhandlungen für 2024 vorbereiten, meldetenn zurück, dass die Eigenanteile im kommenden Jahr noch einmal um bis zu 48 Prozent steigen würden. „Konkret bedeutet das bis zu 1.000 Euro monatliche Mehrbelastungen für die Bewohner und deren Angehörige. Gleiches gilt für die ambulante Pflege und die ambulant betreuten Wohngemeinschaften.“
In Städten wie Duisburg und Gelsenkirchen sind den Angaben nach heute schon 80 Prozent der Bewohnerinnnen und Bewohner in stationären Einrichtungen auf Sozialhilfe angewiesen, um die Pflege- und Betreuungskosten zu stemmen. „Spätestens 2025 erwarten wir, dass dieser Anteil auf über 90 Prozent steigen wird.“
Die Lösung könne in einem Pflegebudget liegen, hieß es. Statt eines schwer zu durchblickenden Leistungskataloges und eines intransparenten Preissystems sollen die Pflegebedürftigen ein Zeitbudget erhalten, mit dem sie stundenweise professionelle Unterstützung bezahlen können. Damit könnten sie individuell und situationsabhängig ihren Unterstützungsbedarf steuern und abdecken.