Nürnberg (epd). Aktuell ist es auf der Terrasse des Café-Restaurants Laurentius neben der Nürnberger Lorenzkirche noch ruhig. Das wird sich jedoch gleich ändern. „Wir erwarten bei diesem Wetter heute Abend einen großen Ansturm“, sagt Patrick Kozuschnik, Gastromanager und kommissarischer Restaurantleiter des „Laurentius“. Besonders zu den Stoßzeiten, mittags und abends, sei viel los in dem Café und Restaurant, das Anfang Juli im Lorenzer Pfarrhof eröffnet hat. „Das Mittagsgeschäft läuft sehr gut, da haben wir täglich um die 60 bis 70 Gäste, am Wochenende teilweise noch mehr“, sagt Kozuschnik.
Am Tag vor der Eröffnung hielt er eine Ansprache vor den zwölf Angestellten, die von nun an in der Küche und im Service ein Team bilden sollten. „Es war wie eine kleine Familienzusammenführung. Alle haben ihre Nummern ausgetauscht und sich direkt gut verstanden“, sagt der 34-Jährige. Herzlich war auch die Aufnahme im Lorenzer Pfarrhof. „Wir wurden mit offenen Armen aufgenommen“, sagt Carsten Speidel, Geschäftsführer des gemeinnützigen Unternehmens „Chancen gastro“, dem Betreiber des „Laurentius“. Im Gebäude sind auch die Gemeinde St. Lorenz, das Bibelmuseum, der Lorenzer Laden sowie das Kirchensteueramt zuhause.
Das „Laurentius“ ist die erste öffentlich-inklusive Gastronomie der „Chancen gastro“. Das Unternehmen lebt Inklusion nach eigenen Angaben seit über 30 Jahren und ist eine Tochtergesellschaft der Stadtmission Nürnberg. Auch die evangelische Landeskirche ist ein Projektpartner im „Laurentius“. „Wir sehen uns als kulinarischen Teil des Lorenzer Pfarrhofs“, sagt Speidel. Das Team, bestehend aus Angestellten mit und ohne Behinderung, wachse zunehmend. „Wir brauchen mehr Angestellte, denn besonders nach den ersten Zeitungsartikeln über unser Restaurant ist die Nachfrage extrem gewachsen“, sagt der 51-Jährige.
Die Tage nach der öffentlichen Berichterstattung seien sehr fordernd gewesen. „Das Personal rief mich an und meinte, sie werden total überrannt“, sagt Kozuschnik. Den Betreibern ist es wichtig, den Inklusionsgedanken zu leben, ohne ihn in den Vordergrund zu stellen. „Es darf einfach normal sein, dass auch Menschen mit Schwerbehinderung bei uns arbeiten“, sagt Speidel.
Auch das kulinarische Konzept ist ein besonderes. Das „Laurentius“ bietet fränkisch-orientalische Küche an. Die Speisekarte beinhaltet sowohl gut-bürgerliche Gerichte wie Cordon Bleu mit hausgemachtem Kartoffelsalat oder fränkische Klassiker wie „Baggers“ (also: Kartoffelpuffer) mit Mini-Rouladen und Blaukraut, als auch orientalische Gerichte wie Röstbrot mit gratiniertem Ziegenkäse und Dattel-Chutney, libanesischen Couscous-Salat oder Lammhacksuppe. Die Köche greifen dabei auf regionale und saisonale Produkte zurück.
Wie es zu der Idee kam? „Wir haben vom Bibelmuseum ein Kochbuch mit 'biblischen Rezepten' geschenkt bekommen“, sagt Speidel. Das sei zunächst einmal in der Schublade verschwunden und wurde erst wieder herausgeholt, als es darum ging, das kulinarische Angebot des „Laurentius“ zu entwickeln. Das Konzept komme bei den Gästen sehr gut an, sagt Kozuschnik. „Die Rückmeldungen sind fantastisch.“ Vor allem die „Baggers“ in verschiedenen Varianten seien beliebt. „Wir haben auch eine große Auswahl an vegetarischen und veganen Speisen“, ergänzt Speidel.
Der Name des Cafés stammt von Namenspatron Laurentius von Rom. Er war im dritten Jahrhundert nach Christus römischer Diakon und starb als Märtyrer. Heute ist er der Schutzpatron vieler Berufsgruppen, die mit Feuer zu tun haben, darunter auch die des Kochs - ein Grund mehr, weshalb das Café-Restaurant an der Lorenzkirche nach ihm benannt wurde.
Bereits während Corona haben die Betreiber zwei Versuche unternommen, zu starten. „Es ist nicht alles perfekt bei uns. Uns ist wichtig, dass das Zwischenmenschliche passt“, sagt Kozuschnik. Dabei lege er Wert auf ein gutes Arbeitsklima, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie humane Arbeitszeiten. Wenn das Restaurant voll ist, könne es aber auch mal stressig werden.
Trotzdem sei das Arbeitsklima gut. Das hört auch Franka Potzler, Ansprechpartnerin fürs Personal, immer wieder aus persönlichen Gesprächen mit den Mitarbeitenden heraus. „Das Team unterstützt sich gegenseitig, auch wenn nicht immer alles perfekt klappt“, sagt sie. Im „Laurentius“ stehe der Mensch im Mittelpunkt, und nicht nur die Leistung. Auch das positive Feedback der Gäste motiviere das Personal immer wieder. „Am Ende des Tages ist es uns wichtig, nicht nur unserem Team einen guten Arbeitsplatz zu bieten, sondern auch unseren Gästen einen vollen Magen“, sagt Speidel und lacht.