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30 Jahre Klinik-Clowns in Deutschland: Mit Humor und Menschlichkeit




Laura Fernandez
epd-bild/Jim Moore

Wiesbaden (epd). Genau 30 Jahre sind vergangen, seit Laura Fernandez (68) kranken Kindern in der Wiesbadener Dr. Horst Schmidt Klinik zum ersten Mal eine Clownsvisite abstattete. Die in New York geborene Künstlerin nahm in ihrer Heimat Ende der 1980er-Jahre als eine der ersten an einem Klinikclown-Pilotprojekt teil und brachte dessen Idee schließlich mit in die hessische Landeshauptstadt. „Am 14. Oktober 1993 haben wir zu dritt angefangen, die Arbeit der Ärzte mit Liebe und Respekt zu parodieren, um Patienten vom Krankenhausalltag abzulenken. Heute hat fast jede Kinderklinik in Deutschland Krankenhausclowns“, erzählte Fernandez im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

18.800 Clownsvisiten im vergangenen Jahr

Über die vergangenen drei Jahrzehnte haben sich die Clownsvisiten etabliert. Angaben des Dachverbands Clowns in Medizin und Pflege zufolge besuchen aktuell 332 professionelle Klinikclowns von insgesamt 19 Mitgliedsvereinen 485 Einrichtungen pro Jahr regelmäßig. Im vergangenen Jahr seien so mehr als 18.800 Clownsvisiten zustande gekommen. Neben Kinderkliniken würden bundesweit auch Hunderte Seniorenheime besucht, sagte Fernandez, die selbst immer noch als Clownin und Trainerin aktiv ist.

„In Seniorenheimen spielen wir mit mehr Ruhe und Intimität als in Kinderkliniken. Da sind wir in unserer Sprache und unseren Bewegungen klarer, tragen Gedichte vor, haben schöne Musik dabei und stellen zwischenmenschliche Konflikte dar“, erzählte Fernandez. „Mit Kindern ist es mehr Spiel, die brauche eine andere Sorte Action. Und mit Jugendlichen können wir auch mal frech werden.“

Teil des Genesungsprozesses

Für sie sei das Besondere an ihrer Arbeit, dass es beim Patienten sofort positiv wirken könne, Humor und damit eine kurze Auszeit in die Krankenhaus-Situation zu bringen. Doch es gebe auch eine Art Langzeitwirkung, sagte Fernandez. „Manche Clowns besuchen die Kinder über mehrere Monate, manchmal sogar Jahre hinweg. Sie werden Teil des Genesungsprozesses, denn es hilft den Kindern zu wissen, dass wir sie besuchen kommen.“ Wie genau eine solche Visite dann aussieht, sei von den meist als Duo auftretenden Künstlern immer improvisiert. „Wir versuchen zu sehen, was die jeweilige Person in diesem Moment am meisten brauchen kann“, sagte Fernandez.

Weil die Arbeit emotional stark belastend sein kann, seien die Mitgliedsvereine des Dachverbands verpflichtet, den Künstlern regelmäßige Coachings und Supervision zu ermöglichen. Dies werde auch kontrolliert, sagte Fernandez. Trotzdem müsse jeder Clown, der gut sei, eine gesunde Beziehung zum Leben und zum Tod haben. „Aber wir wissen, dass mehr als 99 Prozent aller Kinder, die wir besuchen, gesund nach Hause gehen.“ Natürlich gebe es dennoch Momente, die nahegehen, in denen die Künstler mit den Familien litten. „Unsere Werkzeuge sind unser Humor und unsere Menschlichkeit. Das ist, was wir anbieten können“, sagte Fernandez.

Christopher Hechler