Hamburg (epd). In Deutschland kommt Schätzungen zufolge eins von 100 Babys mit einer angeborenen alkoholbedingten Schädigung auf die Welt. „Da es keine unbedenkliche Schwellendosis gibt für den Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, sollte eine schwangere Frau während der gesamten Schwangerschaft auf Alkohol verzichten“, sagt Anke Höhne, Referentin bei der Fachstelle für Suchtfragen „Sucht.Hamburg“, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Fragen stellte Marcel Maack.
epd sozial: Welche Schäden können bei Babys auftreten, wenn Mütter während der Schwangerschaft Alkohol konsumieren?
Anke Höhne: Der mütterliche Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann mit irreversiblen Hirnschädigungen beim Fötus einhergehen, die zu bleibenden körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen führen können. Die allgemeine Intelligenz des Kindes kann beeinträchtigt sein. Zudem kommt es vor allem zu Problemen in der Merkfähigkeit, Problemen in den Rechenfertigkeiten, Konzentrationsstörungen und Problemen in der Aufmerksamkeit, Sprachentwicklungsstörungen sowie im Bereich der sogenannten Exekutiven Funktionen, das heißt alles, was unser planvolles Handeln von Tätigkeiten anbelangt. Die Babys sind oft kleiner und weisen ein geringeres Geburtsgewicht als normal entwickelte Babys auf.
epd: Hat sich die Zahl betroffener Babys im Laufe der Jahrzehnte verändert?
Höhne: Es sind keine verlässlichen Zahlen zu Veränderungen im Zeitverlauf bekannt, da alle Zahlen zur Thematik auf Schätzungen beruhen. Ein Anhaltspunkt könnte allenfalls sein, wie sich der Alkoholkonsum von Frauen in den vergangenen Jahren in Deutschland entwickelt hat: Die 30-Tage-Prävalenz ist zwar in den letzten 20 Jahren etwas gesunken, aber der klinisch relevante Konsum und das Rauschtrinken von Frauen haben leicht zugenommen. Das sagt allerdings noch nichts über das Verhalten während einer Schwangerschaft aus.
epd: Wie wirkt sich der mütterliche Konsum von Tabakprodukten oder sonstigen Suchtmitteln während der Schwangerschaft auf Föten aus?
Höhne: Rauchen während der Schwangerschaft kann bei den Babys dazu führen, dass sie ein geringeres Geburtsgewicht aufweisen. Föten konsumieren immer auch das, was die Mutter zu sich nimmt, brauchen für den Abbau schädlicher Substanzen aber wesentlich länger als die Mutter selbst (das gilt für alle von der Mutter konsumierten Substanzen). Das Risiko für einen plötzlichen Kindstod ist erhöht.
Heroinkonsum während der Schwangerschaft kann zu Entzugssymptomen des Kindes nach der Geburt führen. Auch hier steigt das Risiko für eine Frühgeburt und ein geringeres Geburtsgewicht. Chrystal-Meth-Konsum während der Schwangerschaft führt ebenfalls zu einem erhöhten Risiko für Fehl- und Frühgeburten. Auch hier sind die Babys leichter, haben einen geringeren Kopfumfang und leiden unter dem sogenannten Neonatalen Entzugssyndrom. Sie haben ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Säuglings- und Kindstod und ein höheres Risiko, Entwicklungsdefizite wie Bewegungseinschränkungen oder eine verzögerte Sprachentwicklung aufzuweisen.