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Report: Väter wollen ihre Kinder betreuen - tun das aber oft nicht




Vater in Elternzeit (Archivbild)
epd-bild/Rolf Zöllner
Jeder zweite Vater möchte gern die Hälfte der Betreuung der gemeinsamen Kinder übernehmen. Das geht aus einer neuen Untersuchung hervor. Doch die Praxis sieht anders aus - und das hat Gründe.

Berlin (epd). Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat am 12. September in Berlin den neuen Väterreport veröffentlicht. Demnach möchte jeder zweite Vater gern die Hälfte der Betreuung der gemeinsamen Kinder übernehmen. Trotz des Wandels des gesellschaftlichen Vaterbilds hapere es jedoch bei der Umsetzung partnerschaftlicher Vorstellungen, erklärte Paus. Die Zahlen zeigen: In der Praxis setze nur jeder fünfte Vater die hälftige Betreuung auch um.

Der Väterreport beschreibt auf Basis amtlicher Statistiken, wissenschaftlicher Studien und repräsentativer Bevölkerungsbefragungen die Lebenslagen, Werte und Einstellungen von Vätern in Deutschland. Er nimmt erstmals auch verschiedene Vätertypen und ihre Wünsche, Aufgabenteilung und berufliche Situation in den Blick, heißt es in einer Presseinformation.

Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit

Väter wünschten sich stärker als früher eine partnerschaftlich organisierte Aufgabenteilung in der Familie, erklärte Paus. Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist dem Report zufolge jedoch erheblich: 68 Prozent der Mütter arbeiteten im Jahr 2022 in Teilzeit, aber nur acht Prozent der Väter - obwohl zwei Drittel der Väter erklären, sie seien für gleiche berufliche Chancen von Müttern und Vätern. Paus: „Es braucht mehr mutige Väter, die ihre Wünsche nach einer partnerschaftlichen Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch umsetzen - und eine Politik und Wirtschaft, die Vereinbarkeit auch für Väter in den Blick nimmt.“

Außerdem zeigt die Studie, dass Väter heute präsenter im Leben ihrer Kinder sein wollen. Mehr Väter nehmen heute Elternzeit und sie verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern: 2019 waren es durchschnittlich drei Stunden an Wochentagen - 1999 nur 1,9 Stunden.

Erneute Werbung für die Familienstartzeit

Mit der Geburt des ersten Kindes stellten viele Paare zentrale Weichen, wie sie die Familien- und Erwerbsarbeit aufteilten, sagte Paus. Deshalb wolle sie mit der geplanten Familienstartzeit den Wunsch junger Eltern unterstützen, sich nach der Geburt eines Kindes „partnerschaftlich einzuspielen“. Paus' Plan zufolge sollen sich Väter bei vollem Lohnausgleich künftig zehn Arbeitstage freistellen lassen können. „Gelingt eine partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Anfang an, stärkt das gerade auch in Krisenzeiten die Stabilität der gesamten Familie“, so die Ministerin.

Das Modell des alleinigen Familienernährers wollen und leben noch ein Drittel der Väter. Die Mehrheit der Väter in Deutschland handelt bei der Kinderbetreuung zumindest ansatzweise partnerschaftlich. Der Anteil der Väter, die Elternzeit nehmen, ist bis zum Jahr 2020 auf 44 Prozent gestiegen. Dabei handelt es sich um mindestens zwei Monate, die die Väter im Job pausieren. In dieser Zeit beziehen sie Elterngeld, das in der Regel 65 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens beträgt.

Die Familie und Sorgearbeit von Vätern sei durch deren Elternzeit sichtbar geworden und habe Einfluss auf betriebliche Prozesse genommen, hieß es. „Folglich nahm die Väterfreundlichkeit der Unternehmen zu. So hat sich der Anteil der Unternehmen, in denen männliche Führungskräfte Elternzeit nehmen, seit 2015 auf heute 34 Prozent verdoppelt.“

Bettina Markmeyer, Dirk Baas