sozial-Politik

Klimaschutz

Soziologe: Energiewende gelingt nur durch "Klimasozialpolitik"



Göttingen (epd). Der Göttinger Soziologe Berthold Vogel sieht in der Energiewende und dem Klimaschutz die soziale Frage des 21. Jahrhunderts. Es gehe nicht allein um eine technische oder planungsrechtliche Herausforderung, sagte Vogel dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wohlstand und Zusammenhalt müssen gleichermaßen als soziale und ökologische Herausforderung betrachtet werden.“

Derzeit gelte die ökologische Wende aber oftmals als ein Projekt der Wohlhabenden, erläuterte der Professor vom Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen. „Windräder, Diesel-Aus, Ernährungsratschläge - das sind in den Augen der Landbevölkerung, der Industriearbeiterschaft und auch der prekär Beschäftigten oftmals Projekte 'der anderen', die mit den eigenen Interessen und Zukunftsperspektiven wenig zu tun haben.“ Nötig sei deshalb eine Klimasozialpolitik.

Beitrag zum kollektiven Wohlstand

Diese müsse deutlich machen, dass Wärme-, Energie- und Verkehrswende nicht für individuelle Verluste stehe, sondern einen Beitrag zum kollektiven Wohlstand leiste. „Das gesellschaftliche und politische Versagen liegt darin, Klimaschutz und Ökologie nicht systematisch mit Daseinsvorsorge, öffentlicher Infrastruktur und Demokratie verknüpft zu haben.“ Was dies betreffe, fasse die Ampelregierung durchaus heiße Eisen an, sagte Vogel. „Die Debatten über Klimapolitik, Energiewende und sozialen Ausgleich sind im Heizungskeller angekommen.“

Erst wenn die öffentliche Infrastruktur leistungsfähig sei, erlebten Menschen sie als praktisch, etwa wenn es ums Pendeln zur Arbeit, den täglichen Einkauf oder die Gesundheitsversorgung gehe, betonte der Soziologe. Dann könne auch eine kollektive Veränderung stattfinden.

Karen Miether


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