Hannover (epd). Mit einem Zehn-Punkte-Plan will die „Konzertierte Aktion Pflege“ in Niedersachsen in eine neue Phase ihrer Arbeit eintreten. Als erste Schritte wollen sich die Wohlfahrtsverbände, Pflegekassen und das Sozialministerium gemeinsam mit weiteren Partnern verstärkt um die Fachkräftegewinnung kümmern, wie sie am 22. August in Hannover mitteilten. Zudem sollen pflegende An- und Zugehörige entlastet und die Pflege weiter entbürokratisiert und digitalisiert werden.
„In diesen herausfordernden Zeiten gilt es einmal mehr, mit großer Aufmerksamkeit die Belastungen in der Pflege zu erkennen und sie gemeinsam anzugehen“, sagte Sozialminister Andreas Philippi (SPD). So solle beispielsweise eine berufsbegleitende Fortbildung zur Pflegeassistenzkraft aufgebaut werden, mit der ungelernte Hilfskräfte kurzfristig einen Pflegeabschluss erreichen können. Auch würden Modelle geprüft, wie eine einjährige Ausbildung in der Pflegeassistenz ausgestaltet werden kann. „Wir brauchen schnell helfende Hände an den Betten“, betonte Philippi. Dies aber nur, ohne mehrjährige Ausbildungswege schlechter zu stellen.
Der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke, sagte, dem Fachkräftemangel müsse „mit vielen Maßnahmen zu Leibe“ gerückt werden. Das gesamte Pflegesystem stehe unter enormem Druck, teils könnten Betten nicht belegt werden, weil Anbietern das Personal fehle.
Die Vorsitzende des Pflegerats in Niedersachsen, Vera Lux, sprach sich in diesem Zusammenhang für mehr Tempo bei der Anerkennung von Abschlüssen internationaler Fachkräfte aus. Sie betonte, dass aber vor allem mehr berufliche Autonomie, eine angemessene Bezahlung bei flexiblen und verlässlichen Arbeitszeiten sowie ein angemessener Pflegeschlüssel zur Entlastung des Personals beitragen würden.
Kritik kam von der CDU im Landtag. Es sei nicht genau klar, wie Minister Philippi etwas gegen den Fachkräftemangel unternehmen wolle, monierte der CDU-Fraktionsvorsitzende Sebastian Lechner. Seine Partei fordere bereits seit Monaten eine Reform der Pflegeausbildung. „Die Einführung der ab dem ersten Tag vergüteten einjährigen Pflegehelfer-Ausbildung wäre ein Anfang, um schnell Abhilfe zu schaffen.“
An der Konzertierten Aktion Pflege sind auch Verbände privater Anbieter, kommunale Spitzenverbände und Vertretungen der Pflegekräfte selbst beteiligt. Die erste Arbeitsphase des Bündnisses von 2019 bis 2022 hatte nach Ministeriumsangaben unter anderem zu Regelungen für eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen von Pflegekräften geführt. Sie habe zudem eine neue Kultur der Zusammenarbeit zwischen den Partnern sowie eine Landesförderung für mehr Kurzzeitpflegeplätze und eine Beschwerdestelle Pflege befördert.