Düsseldorf (epd). Viele Träger der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe blicken pessismistisch in ihre finanzielle Zukunft. Aufgrund von Inflation, hohen Energiepreisen und steigenden Löhnen rechnen vier von fünf Trägern mit einem negativen Jahresergebnis, wie die Diakonie RWL ein Ergebnis einer Umfrage unter Mitgliedern am 14. August in Düsseldorf mitteilte. 388 Träger, darunter Betreuungsvereine, Krankenhäuser, Kitas, Offene Ganztagsgrundschulen, Pflegeheime, Eingliederungshilfen und Beratungsstellen, füllten den Fragebogen aus. Ein Drittel von ihnen rechnet sogar mit einem Liquiditätsengpass noch in diesem Jahr.
Die Rückmeldungen seien erschreckend, erklärte die juristische Vorständin Kerstin Schwenke. „Die Zahlen zeigen, dass wir schleunigst Unterstützung von der Politik brauchen, damit die soziale Infrastruktur erhalten bleibt.“
Im Mai hatte sich die Arbeitsrechtliche Kommission im Verbandsgebiet der Diakonie RWL den Angaben nach darauf geeinigt, Beschlüsse für den öffentlichen Dienst mit einer einmaligen Ausgleichsprämie und Tarifsteigerungen ab März 2024 für ihre Angestellten zu übernehmen. Um die Auswirkungen dieser Tarifeinigung zu ermitteln, befragte die Diakonie RWL ihre Mitglieder in NRW, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen.
Besonders betroffen sind demnach die Betreuungsvereine (97 Prozent), Kitas (94 Prozent), Offene Ganztagsgrundschule (OGS) mit 90 Prozent und Beratungsstellen (88 Prozent). Auch die ambulanten Pflegedienste (87 Prozent) und die Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen (80 Prozent) rechnen der Umfrage zufolge mit einem deutlichen Minus. „Vor allem die Tarifsteigerungen sind eine große Herausforderung für unsere Träger“, erklärte Schwenke. Die hohen Energiepreise machten sich im Schnitt zu einem Viertel bis zu einem Drittel bemerkbar. Träger gaben zudem an, dass sie auch ohne die Inflation mit einer Unterfinanzierung zu kämpfen hätten.
Jeder dritte Träger rechnet der Umfrage zufolge noch in diesem Jahr mit einem Liquiditätsengpass. Es gelinge immer seltener, dies aus ungebundenen Rücklagen oder mithilfe von Krediten zu überbrücken, erläuterte Schwenke. Auch Kirchenkreise oder Landeskirchen könnten nicht immer wieder einspringen. „Die Zuwendungen aus Kirchensteuern und Kollekten sind rückläufig, Spenden können das nicht mehr kompensieren.“
Aufgrund ausbleibender Zusagen des Landes fehle vielen Trägern eine Perspektive. Investitionen, etwa in energetische Sanierungen, Fachkraftoffensiven oder die Digitalisierung, würden aufgeschoben.
Einzelne Träger, etwa bei den Kitas, befürchteten Zahlungsunfähigkeit bis hin zur Insolvenz, hieß es. In den Offenen Ganztagsschulen, wo lediglich über Personalkosten gespart werden könne, müsse der Personalschlüssel weiter reduziert werden. Dies konterkariere die Ausbaupläne der Landesregierung für den OGS-Bereich mit Blick auf den Betreuungsanspruch ab dem Schuljahr 2026/27.