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Arbeitgeber: "Geld pflegt nicht!"



Gelsenkirchen (epd). Das Arbeitsgebernetzwerk „Ruhrgebietskonferenz Pflege“ sieht trotz besserer Bezahlung in der Branche keinen „Run“ auf die Pflegeberufe. „Wir sehen keinerlei Zuwachs bei den Bewerberzahlen. Der einzig feststellbare Effekt ist eine Kostensteigerung von gut 16 Prozent bei den Eigenanteilen in der stationären Pflege in Essen, die aktuell ausschließlich von den Betroffenen und der Stadt als Träger der Sozialhilfe gestemmt werden müssen“, sagte Silke Gerling vom Diakoniewerk Essen und Sprecherin der Ruhrgebietskonferenz Pflege am 7. August. Und ergänzte: „Geld pflegt nicht.“

Das Bundesgesundheitsministerium ging den Angaben nach zum Jahresbeginn 2023 von bis zu 30 Prozent Gehaltssteigerung bei fast der Hälfte aller Pflegebetriebe aus. Die Bewerberinnen müssten also Schlange stehen und die Unternehmen endlich die dringend notwendigen Fachkräfte rekrutieren können, so die Ruhrgebietskonferenz Pflege: „Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Das Statistische Bundesamt meldet für das Jahr 2022 erstmals einen Rückgang der besetzten Ausbildungsplätze in der Pflege um rund sieben Prozent. Manche Pflegeschulen melden aktuell sogar einen Bewerberrückgang von fast 30 Prozent.“

Trend geht hin zu noch deutlich steigenden Eigenanteilen

Dabei ist der Trend zu steigenden Kosten auch wegen der höheren Löhne ungebrochen: „Unternehmen, die aktuell Pflegesatzverhandlungen für 2024 vorbereiten, melden uns zurück, dass die Eigenanteile im kommenden Jahr noch einmal um bis zu 48 Prozent steigen werden“, berichtete Roland Weigel, Koordinator der Ruhrgebietskonferenz-Pflege. Mit den Mehrkosten sei aber keine Leistungsverbesserung oder sogar eine bessere Personalausstattung verbunden: „Mit den erhöhten Entgelten wird lediglich der Status Quo vergütet.“

Den Unternehmen falle es zunehmend schwer, diesen Status Quo noch aufrechtzuerhalten. Für die Ruhrgebietskonferenz-Pflege hilft nur ein grundlegender Systemwechsel. Für Ulrich Christofczik, Vorstand des Christophoruswerkes und der Evangelischen Altenhilfe in Duisburg, hat sich gezeigt, „dass über Gehaltssteigerungen Image und Attraktivität der Pflege nicht verbessert werden können“. Es sei gut, dass Pflegekräfte jetzt mehr verdienten, aber um die Attraktivität zu verbessern, brauche Deutschland eine grundlegende Neuausrichtung der Pflegepolitik.