sozial-Branche

Obdachlosigkeit

Projektleiter: Housing First in Nürnberg läuft gut an



Nürnberg (epd). Die erste geförderte Housing-First-Initiative in Bayern konnte in den vergangenen zehn Monaten auf 15 Wohnungen zurückgreifen. Neun Wohnungen von Privatleuten und sechs von Wohnungsbaugesellschaften im Raum Nürnberg hätten dem Team zur Verfügung gestanden, um sie an Menschen zu vermitteln, die bisher ohne feste Bleibe waren, sagte Projektleiter Max Hopperdietzel dem Evangelischen Pressedienst (epd). In allen Wohnungen wolle man bis zum September bisher wohnungslose Menschen untergebracht haben.

Housing First Nürnberg erhält Gelder aus dem Aktionsplan Wohnungslosenhilfe des bayerischen Sozialministeriums. Es wird auch unterstützt vom Bezirk Mittelfranken, dem Sozialamt der Stadt und aus Spenden, sagte Hopperdietzel. Die Finanzierung der beiden Stellen bei dem Projekt seien inzwischen bis 31. Juli, beziehungsweise bis 31. Oktober 2024 verlängert worden.

Probleme gab es nur in einem Fall

Lediglich bei einer Vermittlung habe es „gehakt“, sagte Hopperdietzel. Der Mieter sei aus seiner Wohnung einfach verschwunden. Alle anderen Vermittlungen seien glattgegangen. Der Sozialarbeiter lobte „Vermieter, die es auch mal aushalten, wenn es nicht nach Plan läuft“.

Die Grundidee von Housing First stammt aus den USA und Kanada: Ein Mensch, der auf der Straße lebt oder in Notschlafstellen unterkommt, braucht, bevor er wieder Arbeit finden und ein geregeltes Leben beginnen kann, eine eigene Wohnung. Lange sei es in der Obdachlosenhilfe genau andersherum gewesen, berichtet Hopperdietzel. Zuerst mussten alle anderen Bedingungen erfüllt sein, bevor eine eigene Wohnung überhaupt zur Sprache kam. Wegen Schulden, einer schlechten Schufa-Auskunft oder Suchtproblemen fänden Wohnungslose aber auf dem Markt nie eine Wohnung.

Ein selbstbestimmtes Leben könne dazu führen, andere Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen, so Hopperdietzel. Die Rahmenbedingungen von Housing First sind die direkte Mietzahlung des Arbeitslosengeldes oder der Grundsicherung an die Vermieter sowie der Abschluss einer Haftpflichtversicherung. Erfahrungen aus anderen Städten oder aus Finnland zeigten, dass nach mehreren Jahren über 80 Prozent der vermittelten Mieter weiter in ihrem Zuhause waren, sagte der Projektleiter.

Jutta Olschewski