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Flüchtlinge

Arbeitsgemeinschaft: Psychosozialen Zentren droht der Kollaps



Berlin (epd). Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) warnt vor den Folgen massiver Kürzungen bei der Finanzierung der psychosozialen Arbeit mit Geflüchteten. Wenn die Bundesregierung ihre Pläne, die Mittel um fast 60 Prozent zu reduzieren umsetze, werde dieser wichtige soziale Bereich kaputtgespart, heißt es in einer Mitteilung vom 27. Juli. „Sie setzt damit die überlebensnotwendige Versorgung für Überlebende von Folter, für Kinder, die Bombenangriffe und sexualisierte Gewalt erlebt haben, und für Menschen, die sich in ihren Herkunftsländern für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt haben, aufs Spiel.“

Die Arbeitsgemeinschaft wies darauf hin, dass es ohnehin nur eine niederige Versorgungsquote von 4,1 Prozent der potenziell behandlungsbedürftigen Personen gibt. Es sei eine zentrale Aufgabe des Staates, die Schutzsuchenden psychosozial, gesellschaftlich und gesundheitlich so aufzufangen, dass sie sich so weit wie möglich von diesen einschneidenden Erfahrungen erholen können.

47 Zentren könnte die Schließung drohen

„Um nicht nur physisch, sondern auch psychisch überleben zu können, brauchen sie mehr als ein Containerdach über dem Kopf und medizinische Notversorgung. Sie brauchen schnelle, zuverlässige Unterstützung durch Beraterinn und therapeutische Fachkräfte in den Psychosozialen Zentren“, sagte Alva Träbert, Referentin für besondere Schutzbedarfe der BAfF. Wenn der Bund sich 2024 aus der Finanzierung weitgehend zurückziehe, drohe das Hilfesystem der 47 Psychosozialen Zentren zu kollabieren.

Den Angaben nach wolle die Bundesregierung im kommenden Jahr für diese staatliche Aufgabe nur noch sieben Millionen Euro ausgeben. Das stelle eine ernsthafte Gefahr für den einzigen Sektor dar, der traumatisierten Geflüchteten adäquate Unterstützung bieten könne. „Die Kürzungspläne treffen auf eine Situation, in der schon jetzt nur ein Bruchteil traumatisierter Geflüchteter versorgt wird“, so die BAfF. Psychotherapeutische Praxen seien mit der Schwere der Gewalterfahrungen überfordert und könnten die Behandlung dieser Patientengruppe nicht geregelt abrechnen.

In den Psychosozialen Zentren sind die Wartelisten sind im Durchschnitt 7,2 Monate lang: „Wir müssen schon jetzt drei Viertel der Anfragen für Psychotherapie ablehnen, weil uns Kapazitäten fehlen“, berichtete Heike Martin zur Versorgungssituation bei Refugio München, einem der aktuell größten Psychosozialen Zentren in Deutschland.