Karlsruhe (epd). „Herr Nao ist lustig, weil er so viel Quatsch macht“, sagt ein blondes Mädchen in der Kita der Lebenshilfe in Karlsruhe, bevor eine Runde Gymnastik mit dem Roboter beginnt. Kinder und Roboter „NAO“ singen und tanzen gemeinsam, heben die Arme oder zeigen auf ihre Nasen. Als der 58 Zentimeter große und 5,6 Kilogramm schwere Roboter umkippt, stellt sich ein anderes Mädchen beschützend hinter ihn.
Seit Februar begleitet der niedliche, weiße „NAO“ mit den runden Augen die Mädchen und Jungen der inklusiven Kita im Lebenshilfehaus in Karlsruhe. Gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird getestet, wie der humanoide Assistent „NAO“ die frühkindliche Pädagogik unterstützen kann.
Die Kinder mit und ohne Behinderung seien sehr neugierig und interessiert, was der Roboter alles könne, sagt Kita-Leiterin Christina Speck vor Journalisten in Karlsruhe. Damit leiste er einen wichtigen Beitrag zum frühkindlichen Erwerb von Medienkompetenz. Nicht nur die Kinder, auch die Eltern seien sehr offen für die neue Technik, die zwei bis drei Mal pro Woche zum Einsatz kommt.
Personal werde der Computer aber nicht ersetzen, betonte Speck: „Er kann kein Kind auf den Schoß nehmen und trösten.“ Das werde immer ein Mensch machen. Der Roboter motiviere die Kinder etwa, sich zu bewegen oder „Tai Chi“-Übungen zu machen. Besonders autistische Kinder reagierten positiv auf „NAO“, hat sie beobachtet.
Einer der beteiligten Wissenschaftler nennt als Ziel: „Wir entwickeln eine Technologie, um Menschen zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern“, sagt Professor Tamim Asfour vom Institut für Anthropomatik und Robotik. Mit Experimenten zur spielerischen Sprach- und Bewegungsförderung in der Kita solle eine Künstliche Intelligenz (KI) für Menschen erfahrbar werden. „Dadurch wollen wir auch Ängste vor KI und Robotik nehmen“, so Asfour.
Der Roboter könne tanzen und erzählen, aber nicht mit den Kindern sprechen. Eine solche Programmierung sei „nicht so einfach, wie viele denken“. Dafür sei noch sehr viel Forschungsarbeit nötig, sagt Asfour: „KI kann noch längst nicht alles, auch wenn das viele Menschen denken.“
Daten würden aber nicht durch den Roboter selbst erfasst, beruhigt der Wissenschaftler. Das sei in Deutschland ethisch und rechtlich nicht möglich. Lediglich die Erzieherinnen und Erzieher berichteten den Forschenden, wie der Roboter genutzt werde. Die menschlich wirkende Maschine werde von den Wissenschaftlern nach den Bedürfnissen in der Kita programmiert. Die Forschenden erproben derzeit noch sechs weitere „NAO“s in Karlsruhe - in einer weiteren Kita, aber auch in Schulen und einem Krankenhaus.
„Digitale Technologien und Robotik unterstützen spielerisch die Anliegen von Inklusion“, sagt Michael Auen, Erster Vorstand der Lebenshilfe. Es gehe dabei nicht um Ersatz für Personal, sondern vielmehr um Teilhabe und eine zusätzliche Assistenz. Kinder müssten schon früh lernen, mit neuen Techniken umzugehen. Ob das Projekt in der Kita ein Erfolg werde, würden allein die Kinder entscheiden, betont er.
Und genauso wie die Kinder muss auch der Roboter nach dem Mittagessen eine Ruhezeit machen - „um den Akku aufzuladen“, erklärt eine Erzieherin.