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Ältere Menschen haben deutlich größere Wohnungen




Ältere Menschen bleiben lange in ihren Wohnungen und ziehen selten um in kleinere Wohneinheiten.
epd-bild/Peter Roggenthin
Wohnraum ist zwischen den Generationen sehr ungleich verteilt: Alte Menschen haben im Schnitt viel größere Wohnungen als junge Familien. Das gilt sowohl für Mietwohnungen als auch für Wohneigentum. Damit rückt das Thema "Wohnungstausch" wieder in den Fokus.

Wiesbaden, Bonn (epd). Ältere Menschen haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland im Schnitt mehr Wohnraum zur Verfügung als jüngere. Haushalte, in denen die Haupteinkommensbezieher mindestens 65 Jahre alt waren, hätten im vergangenen Jahr pro Person durchschnittlich 68,5 Quadratmeter Wohnfläche genutzt, teilte die Statistikbehörde am 14. Juni in Wiesbaden mit. Bei der nächstjüngeren Altersgruppe, den 45- bis 64-Jährigen, waren es 54,8 Quadratmeter. Ein Wohnungstausch zwischen Alten und jungen Familien lasse sich allerdings nicht verordnen, erklärte der Verband Wohneigentum.

Das Statistikamt beruft sich auf Erstergebnisse einer Mikrozensus-Zusatzerhebung zur Wohnsituation. Haushalte von 25- bis 44-Jährigen hatten mit 44,7 Quadratmetern am wenigsten Wohnfläche pro Person zur Verfügung, bei den unter 25-Jährigen waren es im Schnitt 45,4 Quadratmeter.

Senioren leben im Schnitt seit über 20 Jahren in ihrer Wohnung

Neben der Größe des Haushalts wirkten sich auch das Einzugsjahr sowie die Frage, ob es sich um Wohneigentum handelt, auf den zur Verfügung stehenden Wohnraum aus, hieß es. Ältere Menschen lebten demnach in sechs von zehn Fällen bereits länger als 20 Jahre in ihrer Wohnung und besonders häufig auch allein. Unter anderem deshalb stehe dieser Gruppe pro Kopf auch durchschnittlich die größte Wohnfläche zur Verfügung.

Die verfügbare Fläche pro Kopf ist den Angaben zufolge umso größer, je weniger Personen in einem Haushalt wohnen. Alleinlebende, die gut 39 Prozent aller Haushalte in Deutschland ausmachen, hatten 2022 im Schnitt 73,4 Quadratmeter zur Verfügung. Dagegen betrug die Pro-Kopf-Wohnfläche in Haushalten mit mindestens vier Personen lediglich 29,9 Quadratmeter.

Deutlich mehr Fläche bei Wohneigentum

Wie viel Wohnraum einem Haushalt zur Verfügung steht, hängt laut Statistikbehörde besonders von den Eigentumsverhältnissen ab. Wer im Eigentum lebt, hatte 2022 im Schnitt 65,1 Quadratmeter zur Verfügung, in einer Mietwohnung waren es nur 48,5 Quadratmeter.

Auch bei den Eigentümerhaushalten gibt es große Unterschiede zwischen den Generationen: Wenn die Haupteinkommensbezieher mindestens 65 Jahre alt waren, betrug die Wohnfläche 78,1 Quadratmeter pro Kopf - und damit 28 Prozent mehr Fläche als bei den 45- bis 64-Jährigen (61 Quadratmeter).

Nach Angaben des Verbandes Wohneigentum wollen die meisten Menschen in ihrem Haus oder ihrer gekauften Wohnung so lange wie möglich leben. Das gelinge ihnen, indem sie ihre Immobilie an die verschiedenen Lebensphasen anpassen. „So können sie in der vertrauten Nachbarschaft bleiben“, erklärte die Organisation der Wohnungseigentümer dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Wohnungstausch funktioniert nur bei bezahlbaren Alternativen

Je länger der Einzug in die Wohnung oder das Haus zurückliegt, desto mehr Wohnfläche haben Haushalte durchschnittlich zur Verfügung. So hatten Haushalte, die vor 1999 in ihre Wohnung gezogen waren, 2022 durchschnittlich 69,2 Quadratmeter pro Kopf zur Verfügung. Bei Haushalten, die frühestens 2019 einzogen, waren es 47,5 Quadratmeter. Und: Je älter die Menschen sind, desto größer ist der Anteil derer, die schon lange in derselben Wohnung wohnen.

Wer ältere Menschen dazu bewegen möchte, ihr Haus für eine junge Familie zu verlassen, müsse wohnortnah bezahlbare Alternativen anbieten, erklärte der Verband Wohneigentum. Lösungen wie etwa ein Wohnungstausch ließen sich nicht verordnen. Der Verband plädiert dafür, das Programm „Jung kauft Alt“ auszubauen.

Markus Jantzer