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Gesundheit

Palliativmediziner: Sterbende auch in Zukunft wohnortnah versorgen



Berlin (epd). Die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) fordert, bei der geplanten Krankenhausreform in jeder Klinik Palliativangebote zu ermöglichen. „Der Bedarf an Palliativversorgung wird in Zukunft noch erheblich steigen, während bereits jetzt eine palliativmedizinische Unterversorgung in deutschen Krankenhäusern deutlich spürbar ist“, sagte Präsidentin Claudia Bausewein am 23. Mai in Berlin. Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Bisher bieten nach ihren Worten nur 17 Prozent aller Kliniken eine Palliativstation für erwachsene Palliativpatient:innen und lediglich 4 Prozent einen multiprofessionellen Palliativdienst zur Unterstützung von schwerkranken und sterbenden Menschen auf weiteren Stationen an.

Die Fachgesellschaft sieht die anstehende Krankenhausreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant, als Chance, in Krankenhäusern auf drei beschriebenen Leveln das fachliche Angebot von Palliativbeauftragten, Palliativdiensten und Palliativstationen klug zu kombinieren. So lasse sich eine wohnortnahe spezialisierte Palliativversorgung in allen Einrichtungen gewährleisten, sagte Verbandsvize Oliver Maier.

„Entscheidend sind die Bedürfnisse der Patienten“

In der Stellungnahme des DGP zu den Reformplänen heißt es: „Entscheidend für die Palliativbetreuung sind neben Prognose und Diagnose die Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehörigen. Menschen brauchen die Gewissheit, dass sie in ihrer letzten Lebensphase nicht allein sind, sondern in jeder Hinsicht gut behandelt, versorgt und begleitet werden.“

Versorgungsgerechtigkeit am Lebensende bedeute deshalb, dass palliative Kompetenz sowohl für Kranke mit fortgeschrittenen onkologischen als auch mit internistischen, neurologischen und weiteren Erkrankungen vorgehalten werden müsse - und das in Krankenhäusern sämtlicher Level von der Grund- bis zur Maximalversorgung. Ziel dabei ist, dass Patient:innen nicht nur Symptomlinderung und mit ihren Familien Unterstützung und Lebensqualität erfahren, sondern dank eines sinnvoll verschränkten stationären und ambulanten Angebots auch gut begleitet im eigenen Zuhause sterben dürfen, sollte dies ihr Wunsch sein.

Kliniken sollten jetzt durchweg barrierefrei werden

Zugleich spricht sich ein Bündnis von Verbänden, Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung dafür aus, bei der Reform die Behandlung von Patienten mit Einschränkungen zu verbessern. Bisher würden bei ihnen Krankheiten oft zu spät erkannt und behandelt, weil Besonderheiten nicht bekannt und die Gesundheitsversorgung nicht auf sie eingestellt seien, heißt es in einer Mitteilung vom 23. Mai.

Deshalb müsse das Gesundheitssystem insgesamt barrierefrei werden, zum Beispiel mit Untersuchungsmöglichkeiten für Menschen mit mehrfacher Behinderung oder mit mehr Informationen in Leichter Sprache. Darüber hinaus sind dem Bündnis zufolge spezialisierte Stationen oder Abteilungen erforderlich, in denen Ärztinnen und Ärzte, Pflegende und therapeutische Fachkräfte mit entsprechender Erfahrung und Kompetenz arbeiten.

Dirk Baas