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Pflege

Pflegekräfte und Verbände fordern bessere Finanzierung




Hunderte Menschen haben am 12. Mai in Berlin unter dem Motto "Fünf nach Zwölf" für eine bessere Pflege demonstriert.
epd-bild/Christian Ditsch
Die Not ist groß, die Wut auch: Die Beiträge zur Pflegeversicherung steigen, die Bedingungen verbessern sich aber nicht. Zum Tag der Pflege sind in Berlin und anderen Städten zahlreiche Pflegekräfte auf die Straße gegangen.

Berlin (epd). Zum Internationalen Tag der Pflege haben am 12. Mai in Berlin auf mehreren Veranstaltungen Hunderte Menschen für bessere Rahmenbedingungen in der Pflege demonstriert. Kritisiert wurden unter anderem eine schlechte Bezahlung der professionellen Pflegekräfte, zu wenig Unterstützung für pflegende Angehörige sowie stetig steigende Beiträge für die Pflegeversicherung. Diakonie-Vorständin Maria Loheide sagte auf einer Kundgebung vor dem Berliner Hauptbahnhof: „Die Pflege selbst ist schon längst ein Pflegefall.“

„Würdevolle Pflege sichern“

Nötig sei eine „grundlegende Pflegereform“, um künftig in einer stetig älter werdenden Gesellschaft „eine würdevolle Pflege für alle Menschen zu sichern“. Auf Plakaten hieß es unter anderem „Wir retten Leben - wer rettet uns?“, „Die Pflege arbeitet härter als die Politik“ und „Leasingmarkt macht uns kaputt“.

Zu der Demonstration am Berliner Hauptbahnhof hatten die Diakonie Deutschland und der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP) aufgerufen. Der Bundesverband Pflegemanagement suchte vor dem Reichstagsgebäude auf dem Platz der Republik den „Austausch“ mit der Politik. Außerdem gab es einen vor allem von Auszubildenden organisierten „Walk of Care“. In einer Social-Media-Kampagne für faire Bedingungen in der Pflege posteten diakonische Einrichtungen unter dem Hashtag „#5nach12“ Bilder, Kommentare und Videos.

Der DEVAP-Vorstandsvorsitzende Wilfried Wesemann betonte, es sei längst fünf nach zwölf. Auch er forderte eine grundlegende Struktur- und Finanzreform der Pflege, „damit wir endlich vor die Krise kommen“. Dabei verwies er auch auf eine in dieser Woche veröffentlichte Umfrage unter Einrichtungen. Demnach müssen drei Viertel der Pflegeeinrichtungen Angebote einschränken. Neun von zehn Pflegediensten mussten bereits neue Pflegekunden ablehnen. Hauptgrund sei der Fachkräftemangel.

Versagen der Politik

Die Vorständin der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Andrea Asch, warf der Politik vor, Pflegekräfte und pflegende Angehörige nicht zu beachten. Symptome für das Versagen der Politik seien ein gravierender Personalmangel in den Pflegeeinrichtungen sowie Tausende Pflegebedürftige, die durch die steigende Eigenbeteiligung an den Pflegekosten auf Sozialhilfe angewiesen sind. Asch sprach sich für eine Pflegevollversicherung aus. Eine Teilkaskoversicherung sei nichts anderes als die Absage an den Sozialstaat: „Altern in Würde ist ein Menschenrecht“, sagte die Berliner Diakonie-Chefin.

Als ein Vertreter pflegender Angehöriger kritisierte Jochen Springborn eine finanzielle „Ungleichbehandlung“ von stationärer und häuslicher Pflege. Die Politik wälze jetzt die Kosten auf die Pflegebedürftigen und deren Angehörige ab: „Für die häusliche Pflege ist es mindestens schon halb eins und nicht fünf nach zwölf“, sagte Springborn.

Hoffen auf Zuwanderung

Die Vorstandsvorsitzende der Volkssolidarität Berlin, Susanne Buss, forderte eine bessere Verzahnung von pflegenden Angehörigen und professionellen Pflegekräften. Um dem weiter steigenden Personalbedarf gerecht zu werden, seien vor allem politische Lösungen gefragt.

Zum Tag der Pflege äußerte sich auch der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer. „Eine massive Ausweitung der Zuwanderung in die Pflegeberufe würde eine spürbare Entlastung für Pflegende und Pflegeeinrichtungen bedeuten“, sagte er.

Die Präsidentin der Arbeiterwohlfahrt, Kathrin Sonnenholzner, forderte eine Begrenzung der Leiharbeit in der Pflege. „Leiharbeit schafft zwei Klassen von Pflegenden, konterkariert Beziehungspflege und Teambuilding und zermürbt das Stammpersonal.“

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, rügte, dass die geplante Pflegereform für die häusliche Versorgung der über vier Millionen Pflegebedürftigen keine Entlastungen vorsehe. Er forderte einen Rechtsanspruch auf Verhinderungs- und Kurzzeitpflege. Auch müsse das Pflegegeld um mindestens 340 Euro monatlich pauschal erhöht und dann jährlich dynamisiert werden. „Seit sechs Jahren warten die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen auf diese Anpassungen“, sagte Brysch.

Lukas Philippi


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