Fürth/München (epd). Nach einer schweren Krebserkrankung seiner Ehefrau wurde Elliot Parry im Jahr 2019 zum Witwer und seine beiden Kinder zu Halbwaisen. Der Tod der Ehefrau und Mutter war ein schwerer Schicksalsschlag für die Familie. Doch es gibt Unterstützung: Familienpatin Angela Paraminski ist einmal die Woche bei den Parrys zu Hause und greift dem Vater unter die Arme. „Ich helfe beim Haushalt und der Kinderbetreuung rund um Hausaufgaben und Spielen“, sagt Paraminski.
Die Fürtherin ist seit zweieinhalb Jahren ehrenamtlich als Familienpatin tätig. Auf die Idee kam sie durch eine Bekannte. „Es war Lockdown und ich hatte durch die Kurzarbeit mehr Freizeit, die ich sinnvoll nutzen wollte“, sagt die 55-jährige Teamassistentin. Zunächst hatte sie überlegt, bei einem Sprachkurs für Flüchtlinge zu helfen. „Doch das wäre nur vormittags gegangen. Die Arbeit als Familienpatin kann ich besser in meinen Alltag integrieren“, erklärt Paraminski.
Der Familienvater Parry ist froh über die Unterstützung. Besonders da der gebürtige Neuseeländer, der 2015 nach Deutschland ausgewandert ist, keine engeren Angehörigen hat. „Ich finde es schwierig, Haushalt, Beruf und Kindererziehung unter einen Hut zu bekommen“, sagt der IT-Manager. „Angela greift mir sehr unter die Arme und hat immer tolle Ideen für Unternehmungen.“
Einmal in der Woche holt Paraminski den fünfjährigen Jungen vom Kindergarten und das neunjährige Mädchen von der Grundschule ab und verbringt den Nachmittag mit den Kindern. „Wir gehen dann auf den Spielplatz oder backen etwas gemeinsam“, sagt sie.
Bayernweit gab es im Jahr 2022 rund 400 aktive Familienpaten. Das teilte das Netzwerk Familienpaten Bayern dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang von sieben Prozent. „Die Gewinnung von Ehrenamtlichen wird zunehmend schwierig“, sagt Leiterin Anne Reimers mit.
Die Familienpaten dürfen eigene Präferenzen je nach Eignung und Interessen angeben. „Wichtig ist, dass die Erziehungsvorstellungen und Regeln übereinstimmen und die Werte ähnlich sind“, sagt Paraminski. Da sie selbst ihren Vater früh verlor, wollte sie einer Familie zugeteilt werden, in der ein Elternteil verstorben war. „Mein eigener Vater starb, als ich acht Jahre alt war“, sagt sie. Sie wisse daher, mit welcher Last die Verbliebenen leben müssen.
Voraussetzungen, um Familienpate zu werden, sind ein Führungszeugnis ohne Einträge sowie eine verpflichtende Schulung, die eineinhalb Tage dauert. In diesem Kurs erlernen die zukünftigen Paten den richtigen Umgang mit den Kindern, aber auch das Setzen eigener Grenzen. „Es geht um Fragen wie: Was macht es mit einer Familie, wenn eine fremde Person in den Haushalt kommt?“, erinnert sich Paraminski. Einmal im Monat findet ein Treffen der Familienpaten statt. Dabei lernte sie Mine Shayesteh von der Erziehungs- und Familienberatungsstelle Fürth kennen. „Ich habe Angela als engagiert, reflektiert und unkompliziert erlebt“, sagt Shayesteh.
„Die Zielgruppe der Familienpaten ist sehr heterogen. Je nach Lebenswelt sind die Bedarfe sehr unterschiedlich“, berichtet Shayesteh. Von Alleinerziehenden oder Menschen mit Migrationshintergrund, Familien, bei denen ein Elternteil verstorben oder krank ist, bis hin zu Familien, die beruflich sehr viel arbeiten und keinen familiären Hintergrund als Unterstützung haben, sei alles mit dabei.
Shayesteh bestätigt die Einschätzung des Netzwerks Familienpaten Bayern, dass es schwieriger werde, Freiwillige zu gewinnen. „Leider ist es uns letztes Jahr nicht gelungen, genügend Interessenten zu finden“, sagt Shayesteh.
Für das unbezahlte Ehrenamt erhielt Paraminski nach zwei Jahren die Ehrenamtskarte für die Stadt Fürth, mit der sie verschiedene Vergünstigungen erhält. Ihre Motivation sei ohnehin eine andere als Geld. „Für alle, die gerne mit Kindern zusammenarbeiten, ist das ein toller Job“, betont sie. Die Zeit, die sie mit den beiden Kindern verbringt, beschreibt sie als „sinnvollste Arbeit, die ich je in meinem Leben machen durfte“.
Paraminski hat selbst zwei eigene Kinder im Alter von 14 und 18 Jahren, einen Sohn und eine Tochter. „Doch für die beiden bin ich oft nicht mehr cool genug“, sagt sie und lacht. Mittlerweile sei sie schon Teil der Familie Parry geworden. „Letztens hat mich der Fünfjährige aus Versehen als “die Oma„ bezeichnet“, sagt Paraminksi.