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Pflege

Experte: Einsatz von Pflegerobotern erfordert ethische Diskussion




Roboter sollen in der Altenpflege unterstützen.
epd-bild/Guido Schiefer

Osnabrück (epd). Roboter können nach Ansicht von Experten die Pflegekräfte vielfach entlasten und somit den Fachkräftemangel mindern. Allerdings müssten Kliniken, Altenheime und pflegende Angehörige vor einem Einsatz von Robotertechnik neben den rechtlichen, ökonomischen und technischen Aspekten auch die ethischen Auswirkungen auf Patienten und Pflegende diskutieren, sagte der Osnabrücker Pflegewissenschaftler Manfred Hülsken-Giesler dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir gewinnen etwas und wir verlieren etwas. Darüber müssen wir gut diskutieren.“

Roboter für verschiedene Bereiche

Hülsken-Giesler koordiniert ein vom Bundesforschungsministerium gefördertes Forschungsprojekt über Chancen und Grenzen von Robotik-Systemen in der Pflege. Dabei haben zehn Teams Roboter für verschiedene Bereiche entworfen. Pflegewissenschaftler der Uni Osnabrück haben ein Bewertungsinstrumentarium entwickelt, mit dem Krankenhäuser, Altenheime, ambulante Dienste und pflegende Angehörige klären können, ob sich der Einsatz von Robotern für sie eigne, sagte Hülsken-Giesler.

Beispielhaft für Einsatzgebiete der Robotik in der Pflege nannte Hülsken-Giesler selbstfahrende Systeme, die im Krankenhaus Blutröhrchen ins Labor oder Patientenunterlagen von Station zu Station transportieren. Roboter mit beweglichen Armen wiederum könnten Pflegekräfte beim Umlagern von Patienten unterstützen, Kommunikationsroboter könnten bei der Betreuung und Gesundheitsüberwachung von zu Hause lebenden Senioren zu Einsatz kommen.

Menschliche Nähe

Manchmal liege das Unterstützungs- und Einsparpotenzial auf der Hand und sei unstrittig, sagte Hülsken-Giesler. Pflege sei aber auch Interaktions- und Beziehungsarbeit. Deshalb könnten technische Systeme nicht ohne Beachtung ethischer Fragen eingesetzt werden. „Reicht der Roboter im Krankenhaus das Glas Wasser an, kann er im Unterschied zur Pflegekraft nicht mit der Patientin sprechen.“ Persönlicher Kontakt könne auch wichtig sein, um eventuell Hinweise über ihren aktuellen Gesundheitszustand zu erhalten.

Zu Hause bekommt dieselbe Tätigkeit laut Hülsken-Giesler eine weitere Dimension. Das Wasser oder das Essen von einem Roboter anreichen zu lassen, erspare es einem bewegungsunfähigen Pflegebedürftigen, Menschen um Hilfe bitten zu müssen. „Wo für den einen die menschliche Nähe entscheidend ist, kommt es für den anderen auf den weitgehenden Erhalt der Selbstständigkeit an.“

Martina Schwager