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Minister will neue Ideen gegen Fachkräftemangel in Sozialberufen



Immer weniger Bewerber, immer mehr offene Stellen und immer weniger Angebote: Der Fachkräftemangel macht sich in der Pflege und anderen sozialen Jobs längst deutlich bemerkbar. Niedersachsens Sozialminister Philippi will gegensteuern.

Hannover (epd). Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi (SPD) hat mehr Anstrengungen und neue Ideen gefordert, um Fachkräfte für die Pflege und die Sozialwirtschaft insgesamt zu gewinnen. „Der Mangel an Fach- und Arbeitskräften zeigt sich in einer bisher nicht bekannten Dimension“, sagte Philippi am 8. Mai in Hannover bei der Mitgliederversammlung der Diakonie in Niedersachsen. „Die Suche nach geeignetem Personal dauert immer länger und wird immer schwieriger.“ Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke sieht bereits ein Risiko für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen.

Verkürzte Ausbildung zur Pflegeassistenz

Minister Philippi schlug unter anderem vor, die Berufsanerkennung zugewanderter Menschen weiter zu vereinfachen: „Vielleicht braucht es nicht immer den 100-prozentigen Nachweis, dass so jemand einen Abschluss hat.“ Zuwanderer mit viel Erfahrung in der Pflege könnten auf jeden Fall auch in Deutschland einen guten Job machen. Zudem müssten Pflegefachkräfte, die inzwischen in einem anderen Beruf arbeiteten, Anreize erhalten, in ihren angestammten Job zurückzukehren.

Philippi begrüßte auch eine Initiative, die Ausbildung zur Pflegeassistenz von zwei Jahren auf ein Jahr zu verkürzen. „Ich bin ein Freund von qualifizierter Ausbildung, aber es gibt Situationen, da muss man reagieren“, betonte er: „Wir müssen uns entscheiden: Kriegen wir schnell helfende Hände dorthin, wo wir sie brauchen, oder können wir es uns leisten, möglicherweise auf Pflege zu verzichten?“ In jedem Fall müssten Pflegekräfte mit einer verkürzten Ausbildung die Möglichkeit erhalten, sich weiterzubilden, sagte der Minister. Die Verkürzung müsse auch kein Dauerzustand sein.

Diakonie-Vorstandssprecher Lenke sagte, wenn es keine professionelle Pflege für ältere oder unterstützungsbedürftige Menschen gebe und keine verlässliche Betreuung für Kinder angeboten werde, sei eine Berufstätigkeit für die Angehörigen kaum noch möglich. „In der Folge werden sich Fachkräfte genau überlegen, ob sie nach Niedersachsen kommen.“

In allen sozialen Feldern müsse die Ausbildung noch attraktiver werden, forderte Lenke. Ein wichtiges Instrument, um für soziale Berufe zu werben, sei das Freiwillige Soziale Jahr. „Rund 60 Prozent der Absolventinnen und Absolventen landen am Ende in einem Sozialberuf. Das ist eine tolle Quote.“ Die Freiwilligendienste müssten daher weiter gefördert werden. Hier dürften die Mittel nicht gekürzt werden.

Michael Grau