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Kinder von Zuwanderern beim Kita-Besuch im Nachteil



München (epd). Kinder mit Migrationshintergrund gehen in Deutschland laut einer Studie seltener und später in die Kindertagesbetreuung als der Durchschnitt ihrer Altersgruppe. Nach Daten des nationalen Bildungsberichts 2022 besuchen in der Altersgruppe bis zu drei Jahren durchschnittlich 35 Prozent der Kinder eine Kita oder die Tagespflege, teilte das Deutsche Jugendinstitut (dji) am 2. Mai unter Verweis auf die eigene „Equal-Access-Studie“ mit. Unter den Kindern mit Migrationshintergrund sind es demnach nur 21 Prozent.

Ähnlich geringere Teilnahmequoten zeigten sich bei Kindern, deren Eltern einen niedrigeren formalen Bildungsabschluss haben und die über ein geringeres Einkommen verfügen. „Diese ungleiche Teilhabe ist nicht auf unterschiedliche Betreuungswünsche der Familien zurückzuführen, wie Daten der Kinderbetreuungsstudie 2021 (KIBS) des Deutschen Jugendinstituts (DJI) nachweisen“, so die Forscher.

Studie vergleicht mehrere Staaten

Inwiefern strukturelle Rahmenbedingungen Ungleichheiten beim Kita-Zugang hervorbringen, war Gegenstand der Equal-Access-Studie, die am Internationale Zentrum Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (ICEC) des DJI durchgeführt wurde. Sie basiert auf qualitativen Interviews mit Entscheidungsträger:innen von je zwei Kommunen in Deutschland, Schweden und Kanada, die für die Ausgestaltung des Kita-Zugangs vor Ort zuständig sind.

Die DJI-Wissenschaftlerin Antonia Scholz und die ehemalige DJI-Forscherin Britta Menzel kommen zu dem Ergebnis, dass das Betreuungsangebot nicht immer zum Bedarf von benachteiligten Familien passt - meist wegen fehlender Ressourcen. Außerdem verläuft die Vergabe von Kita-Plätzen - trotz Tendenzen zur Zentralisierung - in den untersuchten Fällen mehrheitlich immer noch nach Trägern getrennt, wobei vor allem nicht-kommunale Träger an ihrer autonomen Entscheidung zur Aufnahme von Kindern festhalten. „Eine gänzlich zentrale Platzvergabe böte Chancen, soziale Kriterien zu berücksichtigen und zu vermeiden, dass benachteiligte Familien erneut benachteiligt werden“, schreiben die Autorinnen.

Zugänge ins Betreuungssystem sollten leichter werden

Um gezielt Zugänge für Familien in benachteiligten Sozialräumen zu verbessern, schlagen die Wissenschaftlerinnen verschiedene Maßnahmen vor: So sollten gerade Eltern, die mit der deutschen Sprache weniger vertraut sind, mit mehrsprachigen Informationen und Angebote in Wohnortnähe gezielter angesprochen werden. Gerade in Deutschland wäre der Ausbau von leicht zugänglichen Familienzentren, die vielfältige Angebote für Familien an einem Ort bündeln, hilfreich.

Und schließlich, so die Expertinnen, sollten Aufnahmeverfahren stärker zielgruppenorientiert angepasst werden, so dass gerade benachteiligte Familien leichter Zugang in die Kita-Betreuung finden.