Frankfurt a.M. (epd). Das Gebäude im Frankfurter Westen ist unscheinbar. Eine alte Lagerhalle inmitten eines Wohngebiets. Davor hat sich eine Menschentraube gebildet. Die Tierbesitzerinnen und -besitzer wollen zur Frankfurter Tiertafel, die gleich ihre Pforten öffnet. Esther ist eine von ihnen. Ihren vollständigen Namen möchte sie nicht nennen.
Aus den Medien habe sie von der Möglichkeit erfahren, bei der Tiertafel Unterstützung zu bekommen, wenn es finanziell nicht mehr anders geht. Ihre Bedürftigkeit sei umfassend geprüft worden, sie musste Nachweise dafür liefern. Als Kunde aufgenommen wird bei der Tiertafel nämlich nur, wer es aus eigener Kraft nicht mehr schafft, sein Haustier zu versorgen, und von Sozialleistungen lebt.
Ein weiteres Kriterium ist, dass das Tier schon länger im Haushalt leben muss. Neu angeschaffte Vier- oder Zweibeiner kann die Tiertafel nicht mitversorgen. „Wir müssen irgendwo Grenzen setzten und auch aufzeigen, dass ein Tier mit viel Verantwortung verbunden ist“, sagt Inge Böhm, die schon seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich bei der Frankfurter Tiertafel aktiv ist.
In die Halle nach Praunheim kommen alle vier Wochen etwa 200 Kundinnen und Kunden. Immer am dritten Samstag im Monat können sich die registrierten Tierbesitzer eine Monatsration an Futter für ihre Hunde, Katzen und Vögel abholen. Jedes Tier hat seine eigene Karteikarte, auf der die Futtersorte steht, die ausgegeben werden muss. Auch Krankheiten werden hier notiert und andere Details, die wichtig sind.
Inge Böhm packt eine Tasche für einen kleineren Hund mit empfindlichem Magen. Er bekommt Futter für sensible Hunde, und auch die Leckerlis dazu dürfen nicht fehlen. Um die 30.000 Euro kostet die Versorgung von Haustieren bedürftiger Menschen durch die Tafel jeden Monat.
Böhm befürchtet, dass die Kosten mittelfristig steigen werden und damit auch der finanzielle Bedarf der Tafel. Tierfutter wird teurer wie andere Lebensmittel auch. Zudem steigen die Tierarztkosten massiv an. Die Gebührenordnung der Tierärzte wurde im November des vergangenen Jahres reformiert. Schultern kann die Tiertafel das alles nur mit Spenden, die hauptsächlich von Privatpersonen kommen. Aber auch die Stadt Frankfurt gebe regelmäßig für den Verein, den es seit 2007 gibt.
Um die 18 Ehrenamtliche sind aktiv und helfen bei der Futterausgabe. Es wird in Schichten gearbeitet. Nach einer kurzen Pause über die Mittagszeit kommen am Nachmittag Ukrainerinnen und Ukrainer, die wegen des Krieges ihre Heimat verlassen mussten. Oft nur mit ein paar Habseligkeiten und dem Haustier unter den Arm.
Für das Team der Tiertafel war es selbstverständlich, dass auch diese Tiere Unterstützung erfahren sollen. Viele ihrer Besitzer leben in Frankfurter Hotels oder sind bei Bekannten untergekommen. Das wenige Geld reicht oft nicht für eine gute Versorgung der Tiere. Auch wenn viele die eigenen Bedürfnisse stark zurückstellen und beispielsweise auf Kleidung oder einen Haarschnitt verzichten, übersteigen die Kosten für das Haustier die Mittel, die zur Verfügung stehen.
Böhm hat schon viele Schicksale miterlebt, auch dass ein Tier wegegeben werden musste. „Wenn ein Tier geht, bricht oft auch der Mensch zusammen“, sagt sie. Vordergründig hilft die Frankfurter Tiertafel den Hunden, Katzen, Kaninchen und Hamstern. Dem Verein liegt das Wohl der Tiere am Herzen. Immer gehe es aber auch um den dazugehörigen Menschen, sagt Böhm. Den die Haustiere sind Familienmitglieder und eine wichtige Stütze im Alltag vieler Menschen.