Berlin (epd). Die Geschichte der Kinderkuren und Missstände bei den Kindererholungsmaßnahmen in der alten Bundesrepublik sollen wissenschaftlich aufgearbeitet werden. Wie die Deutsche Rentenversicherung sowie die Verbände Diakonie, Caritas und Deutsches Rotes Kreuz am 31. März mitteilten, haben sie sich auf ein entsprechendes Forschungsvorhaben verständigt. Dabei sollen auch „Ausmaß und Formen von Fehlverhalten und Missständen in den Heimeinrichtungen“ unter die Lupe genommen werden. Ergebnisse sollen bis Ende 2024 vorliegen und 2025 veröffentlicht werden, hieß es.
Das Forschungsteam wird den Angaben zufolge geleitet vom Berliner Sozial- und Wirtschaftshistoriker Alexander Nützenadel. Im Mittelpunkt stehe die geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung des bundesdeutschen Kinderkurenwesens zwischen 1945 und 1989. Nicht betrachtet wird bei dem Projekt das System in der DDR, wo Kinder in der Nachkriegszeit ebenfalls zu Kuren geschickt wurden. Das System war aber anders organisiert.
Kinderkuren waren weit verbreitet. Sie sollten den gesundheitlichen Zustand von Kindern durch bessere Luftqualität und eine ausreichende Ernährung verbessern. In den vergangenen Jahren habe es vermehrt Berichte gegeben, dass Kinder während der Kuraufenthalte aber auch belastende Erfahrungen machten und Opfer von Missständen wurden, hieß es.
Dies soll den Angaben zufolge untersucht werden, indem beim Forschungsprojekt Heimpersonal, Aufsichtsbehörden und die Träger der Einrichtungen sowie Krankenkassen und Rentenversicherung in den Blick genommen werden. Erfahrungen betroffener Kinder und Jugendlicher sollen durch Zeitzeugenberichte und qualitative Interviews eingebunden werden.