Magdeburg (epd). Die Zahlen, die Pamela Lüddecke, Pflegedienstleiterin des Klinikums in den Pfeifferschen Stiftungen in Magdeburg nennt, klingen alarmierend: Rund 30 Vollzeitstellen müsste sie zusätzlich besetzen, um alle Betten in den Krankenhäusern der evangelischen Diakonie in Magdeburg und Lostau belegen zu können. „Um die gesetzlich vorgeschriebenen Personaluntergrenzen überall einzuhalten, fehlen mir diese Stellen, besonders im Nachtdienst“, sagt die Pflegedienstleiterin.
Auf der Intensivstation werden bereits Betten gesperrt, wenn nicht genügend Pflegekräfte vorhanden sind. In der Lungenklinik in Lostau ist seit rund vier Jahren die Palliativstation geschlossen, weil das nötige Personal fehlt. Die Patienten würden an andere Stationen verwiesen.
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist ein bundesweites Problem. Laut einer Analyse der Bundesagentur für Arbeit vom Mai vergangenen Jahres waren im Jahresdurchschnitt 2021 rund 9.000 Pflegefachkräfte arbeitslos gemeldet. Ihnen standen rund 27.000 offene Stellen gegenüber.
Der Personalmangel trifft auch kirchliche Einrichtungen von Diakonie und Caritas, bestätigt Christoph Rink, Personalleiter der Caritas-Trägergesellschaft St. Mauritius (ctm). Die Tochtergesellschaft des katholischen Caritasverbandes im Bistum Magdeburg unterhält nach eigenen Angaben 28 Einrichtungen, unter anderem in der Alten-, Behinderten- und Erziehungshilfe.
„Wir bekommen immer weniger Bewerbungen auf offene Stellen“, sagt Rink. „Manche Azubis brechen die Ausbildung ab, andere sind nicht überall einsetzbar.“ Auch das Bildungsniveau der Auszubildenden sei spürbar gesunken, beklagt der Personalchef. „Der Fachkräftemangel ist in allen Bereichen bemerkbar.“
Wegen des Mangels an Pflegekräften hat es Rink bereits im Ausland versucht - auf den Philippinen und in Vietnam. Der Erfolg sei aber mäßig gewesen, auch aufgrund der unterschiedlichen Arbeitskultur, sagt der Personalleiter der Caritas-Einrichtungen.
Die ctm setzt auf den „Mehrwert“ einer christlichen Einrichtung. „Ich arbeite hier einfach gerne“, sagt Rink über seinen Arbeitgeber. Betriebsintern sollen christliche Werte gelebt werden, sagt Rink. So gebe es beispielsweise keine Fehlerkultur, sondern eine „Lernkultur“ im Unternehmen.
Auch bei den Pfeifferschen Stiftungen würden viele neue Mitarbeiter diesen „besonderen Geist“ einer evangelischen Einrichtung spüren, sagt Christian Rausch, Bereichsleiter der dortigen Seniorenstifte. Um die Auszubildenden im Unternehmen zu halten, bekommen sie gleich zu Beginn die Zusage, dass sie nach der Ausbildung übernommen werden, wenn es für beide Seiten passt. Über das Bundesprogramm „Gute Arbeitsbedingungen in der Pflege“ versucht die Einrichtung zudem, die Arbeitszeiten in den Pflegeberufen besser mit dem Privatleben vereinbar zu machen.
Das ist auch in der Altenpflege des Trägers dringend notwendig. Zwar sei dort der Fachkräftemangel noch nicht so groß, dass einzelne Bereiche schließen müssten. Aber von derzeit rund 170 Mitarbeitern seien 76 bereits über 50 Jahre alt, viele werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. „Das aufzufangen, wird sportlich“, sagt Christian Rausch.