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Umfrage: Bundesweites Sozialticket kommt nicht




So günstig wird der ÖPNV wohl nie wieder: Mit dem 9-Euro-Ticket quer durch Deutschland
epd-bild/Daniel Peter
Viele Sozialverbände trauern noch immer dem 9-Euro-Ticket nach, denn es war für jedermann bezahlbar. Das neue Deutschlandticket für 49 Euro ist aus der Sicht von Fachleuten zu teuer für Bedürftige. Es gibt deshalb Pläne in den Ländern, günstigere Alternativen anzubieten. Doch ein bundesweites Sozialticket wird es nicht geben.

Berlin (epd). Ein bundesweites Sozialticket ist nicht in Sicht. Einige Bundesländer wollen das 49-Euro-Ticket aber für junge Menschen günstiger machen, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei den Verkehrsministerien aller Bundesländer ergab. In Bayern und im Saarland soll das Deutschlandticket für junge Leute 29 Euro beziehungsweise 30,40 Euro kosten. Thüringen will es für 28 Euro anbieten, hat aber noch keinen Beschluss gefasst. Die Kosten für Vergünstigungen beim 49-Euro-Ticket müssen die Länder allein tragen.

Auch in Rheinland-Pfalz prüft die Landesregierung derzeit, ob sie verbilligte Versionen des Deutschlandtickets anbieten kann. Sachsen lehnt solche Vorhaben ab. Eine Finanzierung allein aus dem Landeshaushalt sei nicht möglich. Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich ein vergünstigtes Deutschlandticket für Senioren. Mehrere Bundesländer weisen darauf hin, dass nach der Einführung des 49-Euro-Tickets auch über bundesweit gültige Semestertickets gesprochen werden soll.

Finanzierung steht nur bis 2025

Bund und Ländern finanzieren das bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gültige 49-Euro-Ticket zunächst bis 2025 gemeinsam. Der Bund stellt jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung, um die Einnahmeausfälle bei den Verkehrsanbietern zur Hälfte auszugleichen. Bund und Länder hatten sich bei ihren Verhandlungen darauf verständigt, nicht zusätzlich auch ein verbilligtes Sozialticket einzuführen, wie es von Hessen, Bremen, Berlin, dem Saarland und Rheinland-Pfalz sowie Baden-Württemberg befürwortet worden war.

Sozialverbände fordern weiterhin ein Sozialticket. Sie argumentieren, die neue Bewegungsfreiheit müsse es auch für Menschen geben, die sich ein 49-Euro-Ticket nicht leisten können, zumal dies nur der Einführungspreis sei. Das neue Angebot soll am 1. Mai eingeführt werden, der Bundestag will die gesetzlichen Regelungen kommende Woche beschließen. Auch der Bundesrat muss zustimmen.

Unterdessen wollen mehrere Bundesländer landesweit gültige verbilligte Tickets vorwiegend für junge Menschen einführen, für Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Freiwilligendienstleistende oder Studierende. Darunter sind Niedersachsen und Berlin im Verbund mit Brandenburg, wo das Ticket jeweils 29 Euro pro Monat kosten soll. In Hessen soll es ab 1. Mai ein landesweit gültiges Sozialticket für Empfänger von Bürgergeld, Wohngeld und Sozialhilfe für 31 Euro geben.

Vergünstigungen für Azubis oder Renter bleiben bestehen

In Thüringen wird Azubis bereits heute ein fast landesweit gültiges Ticket angeboten, das Saarland hat ein landesweit gültiges FairTicket für 39 Euro, Sachsen bietet vergünstigte Tickets für Auszubildende, Freiwilligendienstleistende und Schüler an, Sachsen-Anhalt und mehrere andere Länder hingegen haben keine landesweit gültigen Regelungen.

Ermäßigte Tickets und Abonnements, die Kommunen und Verkehrsverbünde für ärmere Bevölkerungsschichten, junge Leute oder Senioren in allen Bundesländern anbieten, bleiben bestehen, so etwa in den 19 verschiedenen Verkehrsverbünden in Baden-Württemberg.

In Berlin haben 60 Prozent der Bevölkerung Anspruch auf vergünstigte bis kostenlose Fahrkarten. Hamburg rabattiert Monatskarten mit einem Sozialrabatt von gegenwärtig 24,80 Euro, die künftige Höhe ist noch nicht beschlossen. In Bremen gibt es ein Stadtticket für 25 Euro für Bürgergeld-Empfänger. In Bayern gibt es 365-Euro-Jahrestickets für Schüler und Auszubildende in den Verkehrsräumen um München, Nürnberg, Würzburg, Regensburg, Augsburg und Ingolstadt.

Bettina Markmeyer