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DGB fordert Lohngleichheit von Frauen und Männern




DGB-Aktion zum Equal Pay Day in Berlin
epd-bild/Christian Ditsch
Bundesarbeitsminister Heil und die DGB-Chefin Fahimi fordern, die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern zu schließen. Gleiche Löhne für gleichwertige Arbeit zu zahlen, sei eine Frage der ökonomischen Vernunft. Besonders groß ist das Gefälle bei den Renten.

Berlin, Wiesbaden (epd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat zum „Equal Pay Day“ am 7. März Entgeltgleichheit für Frauen und Männer sowie höhere Löhne über alle Berufe hinweg gefordert. An einer Aktion vor dem Brandenburger Tor in Berlin nahmen neben der DGB-Vorsitzenden Yasmin Fahimi auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Ferda Ataman, teil.

Fahimi mahnte, wenn die Angleichung der Löhne und Gehälter im jetzigen Tempo weitergehe, wäre die Lohndiskrepanz erst in 61 Jahren überwunden. Angesichts einer Lücke von 18 Prozent beim Stundenlohn zwischen Männern und Frauen sei ein Abbau struktureller Barrieren dringend notwendig, so die Gewerkschaftschefin.

Deutlich schlechtere Bezahlung

Frauen bekommen für die gleiche Arbeit oftmals weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie im vergangenen Jahr pro Stunde sieben Prozent weniger als Männer.

Nach einer Umfrage des Bundesverbands deutscher Banken haben Frauen in Deutschland im Schnitt pro Monat 400 Euro weniger zur freien Verfügung als Männer. Demnach können Frauen im Schnitt monatlich 1.000 Euro ausgeben, Männer hingegen 1.400 Euro, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe meldeten.

Die Lohndifferenz hat auch Folgen im Alter. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, bezogen Frauen ab einem Alter von 65 Jahren in Deutschland im Jahr 2021 durchschnittlich Einkünfte in Höhe von 17.814 Euro brutto pro Jahr. Bei Männern der gleichen Altersgruppe waren es demnach 25.407 Euro. Damit lag das geschlechtsspezifische Gefälle bei den Alterseinkünften bei knapp 30 Prozent.

Vielen Frauen droht Altersarmut

Frauen seien im Alter häufiger arm, hieß es. So seien im Jahr 2021 20,9 Prozent der Frauen ab 65 Jahren in Deutschland armutsgefährdet gewesen - jede fünfte Frau in dieser Altersgruppe. Bei gleichaltrigen Männern habe die Armutsgefährdungsquote bei 17,5 Prozent gelegen. Der Schwellenwert für eine alleinlebende Person lag nach Angaben der Statistiker im Erhebungszeitraum bei 14.968 Euro netto pro Jahr.

Bundesarbeitsminister Heil äußerte sich beschämt über die Lohndiskriminierung von Frauen. Zudem kritisierte er, dass es in sogenannten typischen Frauenberufen oft keine Tarifbindung gebe. Heil kündigte die Verabschiedung eines Gesetzes zur stärkeren Tarifbindung noch in diesem Jahr an. Gleiche Löhne für gleichwertige Arbeit zu zahlen, sei eine Frage der ökonomischen Vernunft.

Ataman für Verbandsklagerecht

Die Antidiskriminierungsbeauftragte Ataman forderte für Frauen ein Verbandsklagerecht. Aktuell müssten sie bei ungleicher Bezahlung individuell eine Lohnerhöhung einklagen. Zudem kritisierte sie das Entgelttransparenzgesetz und verlangte Lohntransparenz auch für Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten.

Claudia Mandrysch, Mitglied des AWO Bundesvorstandes, erklärte, die Erzählung, dass Frauen durch individuelle Jobentscheidungen selbst schuld seien an schlechterer Bezahlung, sei ein Ammenmärchen: „Lohneinbußen von Frauen sind systemisch gemacht. Am Gender Pay Gap werden drei Probleme deutlich: Es gibt weiterhin falsche Anreize, gleiche Arbeit wird nicht gleich bezahlt und die Sorgearbeit ist unfair aufgeteilt.“

Auch bei der Entlohnung in sozialen Berufen müsse nachgelegt werden, warb Mandrysch: „Bei den Medizinischen Fachangestellten beträgt die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern 19,5 Prozent und 95 Prozent der Beschäftigten in diesem Bereich sind Frauen. Doch nicht nur Löhne und Gehälter bestimmten die ungleiche Verteilung von Einkommen zwischen den Geschlechtern: “Mit dem Ehegattensplitting wird die Lohnlücke durch steuerliche Fehlanreize weiter aufgerissen. Das ist eine Steuerpolitik von gestern."

Forderung eines „Gleichstellungsschirms“

Der Verband berufstätiger Mütter (VBM) forderte ebenfalls Reformen für mehr Lohngleichheit. „Es braucht weder 'Zaubertrank' noch 'Regenschirm', sondern einfach nur stringente, konsistente, gleichstellungsorientierte und zeitgemäße Familienpolitik, anstelle patriarchalischer Strukturen mit Diskriminierung eines Geschlechts“, so der Verband: „Wir brauchen einen 'Gleichstellungsschirm' und endlich gleiche Bezahlung für vergleichbare Arbeit.“

Der internationale Aktionstag „Equal Pay Day“ macht jährlich auf die schlechtere Bezahlung von Frauen aufmerksam. Die Festlegung des Tages markiert, wie viele Tage Frauen im Schnitt rechnerisch seit Jahresbeginn im Vergleich zu Männern unentgeltlich arbeiten. In diesem Jahr sind es 66 Tage.

Markus Jantzer, Jens Büttner