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"Haus der Versuchungen": Neues Projekt gegen Drogen



Abhängigkeit kann vielfältige Formen annehmen. Nicht nur Heroin und Kokain, sondern auch Alkohol und Internet können süchtig machen. Ein neues Ausstellungshaus in Erfurt will Prävention im Zusammenspiel zwischen Forschung und Kunst erproben.

Erfurt (epd). Wissenschaft und Kunst wollen beim Thema Suchtprävention neue Wege in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt gehen. Geplant ist der Aufbau eines „Hauses der Versuchungen“ als Schnittstelle von Forschungsvorhaben- und Ausstellungsfläche rund um das Thema Abhängigkeiten, sagte die Vorständin der Stiftung „Welt der Versuchungen“, Susanne Rockweiler. Dabei solle Aufklärung betrieben werden, ohne den Rausch zu tabuisieren, fügte sie am 13. Februar in Erfurt hinzu.

„Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus“

Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) äußerte die Hoffnung, dass die geplante Wissens- und Erlebniswelt im Bereich der Aufklärung und Suchtprävention „Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus entwickeln wird“. Das Projekt sei deutschlandweit einzigartig. Der Freistaat Thüringen unterstützt den Aufbau der Stiftung mit 2,9 Millionen Euro. Das sei „gut angelegtes Geld, welches nicht nur in Thüringen, sondern bundesweit eine wirksame Diskussion zur Qualität von Suchtprävention ermöglichen wird“.

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Carsten Schneider (SPD), betonte, das Projekt werde sowohl die Kulturszene als auch die landesweite Gesundheitsförderung bereichern. Es bringe Investitionen und Innovationen nach Thüringen.

Ziel des Konzepts ist, dass sich Gäste des Hauses über die Ausstellung mit ihren eigenen Abhängigkeiten beziehungsweise Suchtgefahren auseinandersetzen. Laut Stiftungsvorständin Rockweiler greift die Einrichtung dabei auf die aktuellen Ergebnisse der Hirnforschung zurück. „Je emotionaler meine Erfahrung ist, desto präsenter wird dieses Erlebnis im Langzeitgedächtnis verankert“, sagte Rockweiler. Daher setze die Ausstellung in der Präventionsarbeit auf Emotionalität und außergewöhnliche Wissensvermittlung.

Pädagogische Angebote für Schulklassen

Die Eröffnung des Hauses ist für 2026 geplant. Mit der Zustimmung des Erfurter Stadtrates zum Bauvorhaben am Rande der Altstadt kann laut Rockweiler nun der Architektenwettbewerb für den Museumsneubau gestartet werden.

Das Haus soll auf dem ehemaligen Augustinerparkplatz der evangelischen Kirche am Huttenplatz entstehen. Erste Ausstellungen sind laut Rockweiler bereits im Herbst 2023 in einem Übergangsquartier auf dem Erfurter Petersberg vorgesehen. Wesentlicher Bestandteil des Konzeptes sollen laut Stiftungsvorständin pädagogische Angebote für Schulklassen sein. Ziel sind demnach jeweils ganztägige Besuche, die über mehrere Schuljahre wiederholt werden.

Der Bau des Ausstellungshauses wird mit 15 Millionen Euro vom Deutschen Bundestag gefördert. Das Vorhaben entsteht in Zusammenarbeit mit der Suchthilfe in Thüringen.

Bettina Gabbe