sozial-Branche

Obdachlosigkeit

Bahnhofsmission bezieht Neubau am Hamburger Hauptbahnhof




Im Neubau der Bahnhofsmission am Hamburger Hauptbahnhof
epd-bild/Philipp Reiss
Die Zeit der provisorischen Container ist vorbei: Die Bahnhofsmission Hamburg bezieht ihren Neubau vor dem Hauptbahnhof. Ab 1. März startet dort die Hilfe für Notleidende. Aktuell suchen rund 250 Menschen pro Tag den Kontakt zur Bahnhofsmission in der Hansestadt.

Hamburg (epd). Nach knapp elfmonatiger Bauzeit bezieht die Bahnhofsmission Hamburg ihr neues Gebäude vor dem Hauptbahnhof. Am 30. Januar hat die Deutsche Bahn (DB) den Neubau offiziell an die Bahnhofsmission übergeben. Die Bahn investierte rund fünf Millionen Euro für die modernen Räume, in denen künftig Menschen in Not rund um die Uhr geholfen wird. Der reguläre Betrieb der Bahnhofsmission beginnt am 1. März.

Der Hamburger Hauptbahnhof sei seit jeher ein Ort der Begegnung, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) bei der Schlüsselübergabe. Mit dem Neubau der Bahnhofsmission sei Platz geschaffen worden „für eine wichtige Anlaufstelle, die 365 Tage im Jahr Beratungs- und Aufenthaltsangebote für die Menschen sicherstellt“.

Senatorin: Bahnhof ist ein „soziales Gebilde“

Weiter hieß es von Tjarks: „Wenn wir verkehrliche Infrastruktur und öffentliche Räume neu denken und planen, müssen wir immer Anlaufstellen für Menschen mitdenken, die Unterstützung, Beratung und Schutz benötigen.“ Der Bahnhof sei nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern „auch ein soziales Gebilde.“ Bei der geplanten Erweiterung des Bahnhofs werde die Bahnhofsmission als „zentraler Ankerpunkt“ erhalten bleiben, sagte der Verkehrssenator.

Die Konzernbevollmächtigte der DB für Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und Niedersachsen, Manuela Herbort, bezeichnete die Umsetzung des Baus als „Herzensangelegenheit“. Es sei „ein besonderer Ort“, in dem alle Menschen Schutz und Hilfe bekommen würden.

„Wir sind immer da“, sagte Axel Mangat, der seit 2010 die Bahnhofsmission Hamburg leitet. Er will allen Bedürftigen „Fürsorge und Zuwendung“ bieten, manchmal brauche es einfach „einen Kaffee und einen Gesprächspartner, der fragt, wie es einem geht.“ Zugleich möchte die Bahnhofsmission Bedürftige an die zuständigen Hilfestellen weitervermitteln. Der Bedarf ist groß: Selbst an den provisorischen Containern hätten die Helferinnen und Helfer jeden Tag rund 250 Kontakte zu Menschen, die Unterstützung suchen. Hochgerechnet auf ein Jahr seien dies 90.000.

Bislang einmaliges Notpflegeangebot

In dem neuen, rund 400 Quadratmeter großen Gebäude entstanden vor allem neue Beratungs- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Darunter ist ein laut DB in Deutschland einmaliges Notpflegeangebot, das mit einer Dusche, einer Sitzbadewanne und einem Pflegeraum für assistenzbedürftige Gäste ausgestattet ist.

„Bisher konnten wir gegen die zunehmende Verwahrlosung der Menschen wenig tun, wir hatten keine Pflegekräfte“, sagte Mangat. Jetzt gebe es zweieinhalb Pflegestellen für die Versorgung von verwahrlosten Menschen. Sie nähmen sich die nötige Zeit. „Erst mal muss man das Vertrauen gewinnen, Körperpflege ist schließlich etwas Intimes“, erläuterte der 47-Jährige.

Dank an die vielen Helferinnen und Helfer

Das neue Notpflegeangebot nannte Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) „eine soziale Innovation“. Sie dankte insbesondere den vielen ehrenamtlichen Helfern für ihre wichtige Arbeit. Insgesamt zählt die Bahnhofsmission 90 Mitarbeitende, 70 von ihnen arbeiten ehrenamtlich.

Die Hamburger Bahnhofsmission wurde 1895 als zweite Einrichtung dieser Art in Deutschland gegründet. Heute bieten die Mitarbeitenden der Bahnhofsmission unter dem Motto „Menschlichkeit am Zug“ jedem Menschen Aufmerksamkeit, Unterstützung, Beratung, Begleitung und Vermittlung an. Die Bahnhofsmission ist die älteste bestehende Einrichtung des Vereins „hoffnungsorte hamburg“.

Evelyn Sander