Berlin (epd). Mit einer eigenen Initiative will Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) mehr öffentliche Aufmerksamkeit für die Sicht und die Sorgen der Jugend erreichen. Dafür rief sie am 8. Dezember in Berlin mit 130 Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichnern einer „Gemeinsamen Erklärung“ das „Bündnis für die junge Generation“ ins Leben. Die Partner aus Wissenschaft, Kultur, Politik, Sport und Gesellschaft verpflichten sich, auf die Belange der jungen Generation aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen. In Deutschland leben rund 22 Millionen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
Paus erinnerte an die Einschränkungen und Belastungen in der Pandemie. Kinder und Jugendliche hätten zurückgesteckt und große Solidarität mit den Älteren gezeigt. Die Gesellschaft sei ihnen aber bis heute darauf eine angemessene Antwort schuldig geblieben, vielmehr habe sie es versäumt, ihnen Halt zu geben: „Jetzt ist es an der Zeit, mit den jungen Menschen solidarisch zu sein“, sagte Paus.
Sie verwies auf eine aktuelle Stellungnahme des Deutschen Ethikrats, wonach die Politik sicherstellen muss, dass Kinder und Jugendliche in der aktuellen Energiekrise nicht erneut und überwiegend die Lasten der Krisenbewältigung tragen müssen. So würden etwa Energieeinsparungen in Schwimmbädern, Turnhallen, Schulen oder an Universität Kinder und Jugendliche besonders treffen, hatte das Gremium erklärt.
Paus sagte, viele junge Menschen hätten eigentlich eine optimistische Grundhaltung. Aber heute machten sich 70 Prozent große Sorgen um ihre Zukunft, noch mehr als in der Hochphase der Pandemie. Hauptgründe seien die Klimakrise, die Inflation und die Folgen des Ukraine-Kriegs. Zwei Drittel hätten den Eindruck, dass sie von der Politik nicht gehört würden. Paus kündigte an, als Ministerin Kinderarmut konsequent bekämpfen und die junge Generation bei allen Entscheidungen mitreden lassen zu wollen, die sie betreffen.
In der gemeinsamen Erklärung verpflichten sich die Akteurinnen und Akteure, die Interessen junger Menschen in ihrer Arbeit zu berücksichtigen und sie an relevanten politischen und gesellschaftlichen Entscheidungen zu beteiligen. Junge Menschen „haben die Krisen nicht verursacht, müssen aber in Gegenwart und Zukunft mit massiven Einschränkungen leben“, heißt es in dem Bündnis-Aufruf. Deshalb müssten sie mitreden und mitgestalten können.
Zu den Erstunterzeichnern gehören beispielsweise die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin, Jutta Allmendinger, der Klimaforscher Ottmar Edenhofer oder die Kinderbuchautorin Kirsten Boie. Allmendinger sagte, man werde im kommenden Jahr Gesprächsformate mit Kindern und Jugendlichen am Wissenschaftszentrum etablieren, um ihre Sicht in Forschungsprojekte einzubeziehen.
Mit als erste haben auch Diakonie-Präsident Ulrich Lilie unterschrieben, die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa, der Filmemacher Detlev Buck, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, und Fiete Aleksander von der „jung genug“-Redaktion, die Jugendliche im Rahmen der Jugendstrategie der Bundesregierung über Politik informiert.