Gütersloh (epd). Trotz eines Fachkräftemangels in der deutschen Wirtschaft heuern nur wenige Unternehmen laut einer Studie geeignete Mitarbeiter aus anderen Ländern an. Nur etwa jedes sechste Unternehmen (17 Prozent) suche nach eigenen Angaben Fachkräfte im Ausland, erklärte die Bertelsmann Stiftung am 8. Dezember in Gütersloh bei der Vorstellung des aktuellen Fachkräftemonitors. Offenbar seien die Hindernisse für die Rekrutierung im Ausland nach wie vor zu hoch.
Als Hauptprobleme hätten Unternehmen Sprachbarrieren, rechtliche und bürokratische Hürden sowie die schwierige Einschätzung ausländischer Qualifikationen genannt.
Im Jahr 2021 seien zwar wieder etwas mehr Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland gekommen als unmittelbar nach Beginn der Pandemie, erklärte die Bertelsmann Stiftung. Mit knapp 25.000 Menschen liege deren Anzahl aber deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau von fast 40.000 Menschen. Rund die Hälfte der eingewanderten Fachkräfte stamme aus Asien.
Fast drei Viertel der Entscheider (73 Prozent) hätten laut der aktuellen Umfrage von Fachkräfteengpässen in ihrem Betrieb berichtet, erklärte die Stiftung. Im Jahr 2021 seien dies noch 66 Prozent und im Jahr davor lediglich 55 Prozent gewesen. Die vom Fachmangel am meisten betroffenen Branchen seien die Kranken- und Altenpflege, Bau und Handwerk sowie Industrie, Logistik und Tourismus.
Um mehr Fachkräfte zu gewinnen, werde zurzeit in erster Linie auf Aus- und Weiterbildung im eigenen Betrieb sowie auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gesetzt, erklärte die Bertelsmann Stiftung weiter. Allerdings gingen der Umfrage zufolge weniger als ein Fünftel der befragten Entscheider davon aus, dass in Deutschland ausreichend Personal zur Verfügung stehe.
Die aktuellen Vorschläge der Bundesregierung für ein modernisiertes Zuwanderungsgesetz gingen in die richtige Richtung und könnten Hürden für den Zuzug ausländischer Fachkräfte abbauen, erklärte die Expertin für Migrationspolitik der Bertelsmann Stiftung, Susanne Schultz. Ein neues Einwanderungsrecht müsse jedoch auch konsequent umgesetzt werden, etwa in den Ausländerbehörden und Auslandsvertretungen. Dazu zählten Angebote zur Sprachförderung, Integrationshilfe vor Ort sowie eine engere Vernetzung von Unternehmen, Behörden und Zivilgesellschaft.
Für den Fachkräftemigrationsmonitor 2022 befragte das Meinungsforschungsinistitut Civey zwischen August und Oktober je nach Frage bis zu 7.500 Entscheider aus deutschen Unternehmen mit einer Größe von mindestens zehn Mitarbeitenden. Zudem wurden Zahlen zur Zu- und Abwanderung von Erwerbs- und Fachkräften aus dem Ausländerzentralregister für das Jahr 2021 analysiert, die auf der Personenstatistik der Ausländerbehörden basieren.