München (epd). Ab 1. Januar verdreifacht sich der Gaspreis bei den Stadtwerken München im Vergleich zum Jahr 2021. Mit einer Beratungshotline im Auftrag der Stadt ab Januar 2023 hilft die Diakonie München Menschen, die ihre Energiekosten nicht mehr stemmen können. Zudem richtet sie ein Spendenkonto für jene ein, die ihre Energiepauschale gern weitergeben möchten. Mit der Diakonie-Vorständin Andrea Betz sprach Susanne Schröder.
epd sozial: Frau Betz, bei welchen Fragen hilft die Energieberatungshotline?
Andrea Betz: Es wird vor allem um Nachzahlungsbescheide, Ratenzahlungen, Anträge auf Hilfen gehen. Die Stadt München hat einen Wärmefonds mit 20 Millionen Euro aufgelegt. Eine Förderung muss man aktiv beantragen, sonst kriegt man nichts. Gerade ältere Menschen tun sich schwer: Strompreisbremse, Bürgergeld, Entlastungspaket - was heißt das alles? Wir wissen aus Erfahrung, dass Scham und Nichtwissen oft dazu führen, dass Menschen nicht die Hilfe beanspruchen, die ihnen zusteht. Wir appellieren deshalb an alle: Kommt zu den Beratungsstellen, egal zu welchen.
epd: Auch Lebensmittel kosten viel mehr: Wie macht sich das in den Einrichtungen der Diakonie bemerkbar?
Betz: Besonders merken wir, dass mehr alleinstehende Seniorinnen und mehr Familien kommen. Sie haben bislang keine staatlichen Hilfen beansprucht, aber jetzt packen sie es finanziell nicht mehr. Die Lebenshaltungskosten sind viel höher, das spüren wir an den Kleiderausgaben und den Mittagstischen - für gestiegene Energiekosten ist keine Reserve mehr da. Wir finden es sozial nicht gerecht, dass die Energiepauschale an alle fließen soll. Es wäre besser gewesen, höhere Beträge an die zu geben, die es dringend brauchen. Das denken offenbar viele Menschen. Sie melden sich bei uns, weil sie ihre Pauschale spenden wollen. Dafür haben wir jetzt ein Spendenkonto eingerichtet.
epd: Landeskirche und Diakonie haben Gemeinden aufgerufen, ihre Zentren zu öffnen, damit niemand frieren muss. Worauf sollte man dabei achten?
Betz: Der Grundgedanke dieser solidarischen Aktion ist sehr schön. Wir machen auch mit. Scham ist immer ein Thema, deshalb muss so ein Angebot niedrigschwellig sein. Man sollte nicht klingeln und weder Namen noch Gründe nennen müssen. Es ist wichtig, dass Haupt- oder Ehrenamtliche vor Ort sind, aber sehr zurückhaltend. Es gibt Menschen, die einfach nur sitzen wollen, um sich zu wärmen und um nicht allein zu sein. Wer es möchte, sollte beraten und unterstützt werden, um über den Monat zu kommen. Wir müssen dafür sorgen, dass niemandem der Strom oder die Heizung abgedreht wird.