Nürnberg (epd). Wer in ländlichen Gegenden Ostdeutschlands wohnt und arbeitet, hat einer Studie zufolge mehr vom höheren Mindestlohn als Berufstätige in anderen Regionen. Grund dafür seien die regionalen Unterschiede bei Preisen und Löhnen, teilte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit am 15. November in Nürnberg mit. Das Institut hat die Auswirkungen der im Oktober erfolgten Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro in den unterschiedlichen Regionen untersucht.
In ländlichen Gegenden in Ostdeutschland gab es demnach vor der Anhebung des Mindestlohns einen hohen Anteil an Beschäftigten, die weniger als zwölf Euro je Arbeitsstunde bekamen. Außerdem führten die niedrigeren Preise für Wohnraum sowie für örtliche Güter und Dienstleistungen zu einem deutlicheren Plus bei der Kaufkraft im Vergleich mit „hochpreisigen Ballungsräumen“.
Auch in ländlichen Regionen in Westdeutschland beobachteten die Forscherinnen und Forscher einen ähnlichen Effekt wie in dünn besiedelten Gegenden Ostdeutschlands. Im Süden und Südwesten sowie in Berlin und den westdeutschen Ballungszentren profitierten hingegen vergleichsweise weniger Beschäftigte von der Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro.
Der Leiter des Forschungsbereichs „Regionale Arbeitsmärkte“ beim IAB, Wolfgang Dauth, erklärte, ein regional differenzierter Mindestlohn wäre „denkbar“, allerdings müssten Vor- und Nachteile abgewogen werden. Grundlage der Studie war unter anderem eine repräsentative Befragung von Betriebsstätten mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person.