Berlin (epd). Die Gewerkschaft ver.di beklagt eine massive Zunahme der Arbeitsbelastung im Rettungsdienst. Eine am 4. Oktober vorgestellte Untersuchung belege, dass sich die Arbeitsverdichtung seit Beginn der Corona-Krise nochmals deutlich verschärft habe. 39 Prozent der Befragten gaben an, sie würden sofort den Beruf wechseln, falls sie die Gelegenheit dazu bekämen.
„Das muss alle aufrütteln. Arbeitgeber und politisch Verantwortliche müssen dringend reagieren“, sagte Sylvia Bühler vom Bundesvorstand der Gewerkschaft. Die Umfrage, an der sich rund 7.000 Beschäftigte beteiligt haben, belege gravierende Probleme bei Arbeitszeiten, Arbeitsintensität, körperlichen sowie psychischen Belastungen.
Fast alle Befragten berichten nach den Angaben von Problemen, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bekommen. „Nimmt man die überlangen und ungünstigen Arbeitszeiten, die physische Anstrengung und Übergriffe hinzu, verwundert es nicht, dass die Arbeit im Rettungsdienst als wenig attraktiv wahrgenommen wird“, so Bühler. „Dass sich die Bedingungen im Rettungsdienst schnellstens verbessern, ist daher für alle wichtig.“ Schon jetzt fänden sich nicht mehr genug Menschen, die den Beruf ausüben wollten.
Laut Befragung können 61 Prozent der Beschäftigten ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pausen häufig oder sehr häufig nicht oder nicht vollständig nehmen. Von den über 55-Jährigen geht fast die Hälfte auch krank zur Arbeit. 84 Prozent gehen davon aus, unter den derzeitigen Bedingungen nicht bis zum Rentenalter durchzuhalten.
Eine wichtige Maßnahme, um den Rettungsdienst wieder attraktiver zu machen, sieht Bühler in der Verkürzung der Arbeitszeiten. So habe ver.di im Reformtarifvertrag des Deutschen Roten Kreuzes erreicht, dass die Wochenarbeitszeit (inklusive Bereitschaftsdienst) von 48 auf 45 Stunden reduziert wurde. „Auch beim öffentlichen Rettungsdienst muss endlich Schluss sein mit diesen überlangen Arbeitszeiten“, forderte Bühler.