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Jugend

"Keiner soll verloren gehen"




Pausenhalle der CJD Christophorusschule in Berchtesgaden
epd-bild/Michael McKee
Mit 10.500 Mitarbeitern ist das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) eines der größten Sozialwerke Deutschlands. Angefangen hat alles vor 75 Jahren in Stuttgart. Heute kümmert sich das CJD um Jugendliche und Behinderte ebenso wie um Hochbegabte. Zum Jubiläum gab es viel Lob und Anerkennung.

Stuttgart (epd). Deutschland hatte seiner jungen Generation unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs nichts zu bieten. Viele Kinder und Jugendliche hatten nicht nur den Vater verloren, sondern waren zu Vollwaisen geworden. In dieser deprimierenden Situation schuf der württembergische evangelische Pfarrer Arnold Dannemann eine Organisation, die 75 Jahre später mit 10.500 Mitarbeitern zu den bundesweit größten und am breitesten aufgestellten Hilfswerken zählt: das Christliche Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD).

Am 28. September wurde in Stuttgart das Jubiläum gefeiert. Elke Büdenbender, Ehefrau des Bundespräsidenten, lobte die Arbeit des Jugenddorfwerks. Es verkörpere für sie die Unterstützung von jungen Menschen „mit Herz, großem Sachverstand und Glaube“, sagte sie in einer Live-Zuschaltung beim Festakt. Büdenbender versteht sich nach eigenen Worten als Botschafterin für die Berufliche Bildung und nannte das CJD den „richtigen Partner für Bildungsgerechtigkeit“.

Erfolgreicher Kampf gegen Ausgrenzung

Der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, lobte den Beitrag des CJD dazu, Diskriminierung und Ausgrenzung im Alltag zu bekämpfen. Besonders Kinder und Jugendliche litten unter der Diskriminierung wegen Hautfarbe, Einkommen, Behinderung oder Sexualität, weil sie sich schwer dagegen wehren könnten, sagte Lilie. Außerdem würden junge Leute durch das Jugenddorfwerk „an die positive Kraft des Glaubens in der Bewältigung von Lebenskrisen“ erinnert, lobte er. Das CJD trage seit 75 Jahren ganz wesentlich dazu bei, dass junge Menschen religionssensibel und kultursensibel in der Jugendhilfe begleitet würden.

Gegründet wurde das Werk zunächst unter dem Namen „Christliches Wohlfahrtswerk - Das Jugenddorf“ in Stuttgart, schon acht Jahre später firmierte es dann als CJD. Von Anfang an war die Hilfsorganisation bundesweit aktiv. Erste Unterkünfte für eltern- und heimatlose Kinder entstanden im Gründungsjahr 1947 in Blaubeuren bei Ulm sowie in Heimscherode und Limmer in Niedersachsen. Zwei Jahre später übernahm das CJD Schloss Kaltenstein in Vaihingen an der Enz bei Ludwigsburg für die Jugendhilfe.

Vielfältig aktiver Gründer

Inhaltliche und geografische Weite des Werks hängen erkennbar mit dem Gründer zusammen. Dannenmann stammte aus Faurndau bei Göppingen, studierte Philologie und Theologie in München, Marburg, Greifswald und Tübingen. Schon als junger Theologe übernahm er überregionale Aufgaben - etwa als Leiter des Jungmännerwerks in Berlin, wo er sich gegen die Eingliederung der evangelischen Jugend in die Hitlerjugend wehrte. Im Zweiten Weltkrieg war er Standortpfarrer an der Alten Garnisonskirche in Berlin.

Auch publizistisch ging Dannenmann neue Wege. Er gründete 1946 den Kreuz-Verlag und baute das Zeitschriftenwesen für die evangelische Jugendarbeit im Nachkriegsdeutschland neu auf. Sein Lebenswerk wurde dann aber das CJD. Mit dem bis heute verwendeten Motto „Keiner soll verloren gehen“ arbeitete er rastlos daran, junge Menschen nach Kräften zu fördern.

Breites Angebot für viele verschiedene Zielgruppen

Tatsächlich hat das CJD einen Blick für alle. Ging es anfangs vor allem um perspektivlose junge Menschen, denen Bildung und Arbeit vermittelt wurde, kam später ein außergewöhnlich breit gefächertes Angebot dazu. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Kindertagesstätten, ein Legastheniezentrum, aber auch 1970 in Berchtesgaden das „Ski-Gymnasium“ für Hochleistungssportler und 1981 Deutschlands erste Förderklasse für Hochbegabte in Braunschweig.

Weitere innovative Projekte waren internationale Schulen etwa in Afrika oder Israel sowie das „Projekt Chance“, bei dem jugendliche Straftäter nicht hinter Gittern verschwinden, sondern den Strafvollzug in freier Form erleben. Insgesamt sind es heute über 350 Einrichtungen, quer über die Nation verstreut, mit hoher Dichte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Nordrhein-Westfalen.

Die Grundlagen des CJD sind dezidiert christlich, bei den Zielgruppen ist das Werk offen für alle. In den Mittelpunkt stellt die Organisation nach eigenen Angaben die Persönlichkeitsbildung. Sie soll in den vier Handlungsfeldern Religionspädagogik, Sport- und Gesundheitspädagogik, Musische Bildung und Politische Bildung entfaltet werden. Sportfestivals, Musische Festtage, eine politische Jugendkonferenz und ein Forum für Lebens- und Glaubensfragen sind die Großveranstaltungen, bei denen der CJD-Herzschlag zu spüren ist. Das Leitmotiv heute lautet: „Das Zusammen wirkt“.

Marcus Mockler