Bielefeld (epd). Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel wollen auf die stark gestiegenen Kosten unter anderem mit einer Überprüfung ihrer Investitionen reagieren. Das Jahresergebnis des Jahres 2021 sei zwar noch positiv. „Ohne gravierende Einschnitte in vielen Bereichen Bethels wird ein neuerlich positives Ergebnis nicht mehr möglich sein“, sagte Bethel-Chef Pohl am 24. August in Bielefeld.
Das diakonische Unternehmen habe zwar im zweiten Pandemiejahr mit 6,84 Millionen Euro noch ein positives Gesamtergebnis erwirtschaftet, sagte Pohl. Die extrem gestiegenen Energiepreise und weitere steigende Kosten könnten durch das positive Jahresergebnis 2021 aber „bei Weitem nicht aufgefangen“ werden. Neben den Energiekosten nannte Pohl als weitere Herausforderungen die hohe Inflation, gestiegene Bau- und Investitionskosten sowie zu erwartende Lohnsteigerungen. „Wir stehen vor ernsthaften finanziellen Unwägbarkeiten“, warnte der Bethel-Chef. Pohl dankte allen, die mitarbeiteten und Herz gezeigt hätten, um die sozialen Folgen der Erschütterungen zu lindern.
Durch die vielen Krisen sei das vergangene Jahre schon problematisch gewesen, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Rainer Norden. In diesem Jahr kämen jedoch noch viel größere Herausforderungen auf Bethel zu. Aktuell würden allen Investitionen auf den Prüfstand gestellt und voraussichtlich verkleinert oder zeitlich gestreckt. Im Gegensatz zu anderen großen Trägern sei Bethel jedoch in der Situation, auf Spender vertrauen zu können.
Es gebe keine Überlegungen, Angebote für behinderte oder kranke Menschen einzuschränken oder zu schließen, unterstrich Pohl. Auch bei der Prüfung der Investitionen sei das Ziel, alles aufrecht zu erhalten, was da se.
Das Jahresergebnis für 2021 liegt laut Norden mit 6,84 Millionen Euro rund zwei Millionen Euro über dem des Vorjahres (4,88 Millionen Euro). Das Ergebnis werde vollständig in die Arbeit Bethels investiert. Die Gesamterträge aller Stiftungsbereiche und Tochtergesellschaften der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, vergleichbar mit dem Umsatz, stiegen im Jahr 2021 um vier Prozent auf 1,47 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,41 Milliarden).
Im Fall des Assistenzarztes, der im Evangelischen Klinikums Bethel Patientinnen sexuell missbraucht haben soll, hat Bethel einen Unterstützungsfonds für die betroffenen Frauen aufgelegt. Der Fonds könne erlittenes Leid nicht ungeschehen machen, solle aber Hilfe zur Verarbeitung der Verbrechen geben, sagte Pohl. Jede betroffene Frau erhalte 20.000 Euro, zusätzlich würden Kosten für psychologische Betreuung übernommen. Bethel habe seit Bekanntwerden der Ermittlungen vollumfänglich kooperiert. Der beschuldigte Assistenzarzt hatte Suizid begangen.
Flüchtenden Menschen aus der Ukraine habe Bethel seit Kriegsbeginn zur Seite gestanden, sagte Pohl. Rund 350 Geflüchtete aus der Ukraine hätten in den Einrichtungen Schutz und ein neues Zuhause gefunden. Rund die Hälfte seien Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Rund 110 Kinder und Jugendliche aus einem Heim in der Nähe von Kiew lebten nun in der Ortschaft Bethel.
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel zählen zu den größten diakonischen Werken Europas. Rund 230.000 Menschen hat das diakonische Werk nach Angaben des Vorstands im vergangenen Jahr behandelt, betreut oder ausgebildet. Bethel ist an rund 300 Standorten mit Einrichtungen und Diensten in acht Bundesländern vertreten.