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Expertin: Risikospieler haben in Lockdowns exzessiver gespielt



München (epd). Online-Glücksspiele bergen wegen ihrer Verfügbarkeit rund um die Uhr laut Suchtexpertin Johanna Loy enorme Risiken. „Etwa in der Bahn, aber auch wenn man auf der Arbeit mal kurz auf Toilette geht“, sagte Loy vom Institut für Therapieforschung (IFT) dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Was in anderen Ländern schon lange Usus war, ist seit einem Jahr auch in Deutschland erlaubt: Mit dem im Juli 2021 in Kraft getretenen Glücksspielstaatsvertrag wurden Online-Glücksspiele legalisiert. „Ab Oktober 2020 waren sie bereits geduldet, davor waren sie offiziell illegal, allerdings gab es sie dennoch in einer rechtlichen Grauzone“, erläutert Loy. Sie fand in einer Studie heraus, dass problematische Spieler während der Lockdowns noch exzessiver als zuvor digital gespielt haben.

„Sie spielten noch länger und noch häufiger.“

Die Lockdowns, wohl auch in Verbindung mit dem Home-Office, scheinen das Glücksspielverhalten bei problematischen Spielern in zweifacher Hinsicht verändert zu haben: „Sie spielten noch länger und noch häufiger.“ Das fand Loy heraus, indem sie die Webseiten der Glücksspielanbieter analysierte. Onliner unter jenen Menschen, die es zwanghaft zum Glücksspiel zieht, sind auch deshalb gefährdet, weil Schutzmechanismen nicht richtig greifen, betont die Suchtforscherin.

So wird durch Tracking-Dateien gemessen, wie viel Geld ein Spieler einzahlt. Dem Glücksspielstaatsvertrag zufolge dürfen über alle Anbieter hinweg nicht mehr als 1.000 Euro im Monat verzockt werden: „Wir wissen jedoch von vielen Betroffenen, dass es möglich ist, über dieses Limit hinauszugehen.“ Jeder Vertrag bleibt so lange ein Stück Prosa, solange er nicht durchgesetzt wird. Beim Glücksspielstaatsvertrag hapert es laut der Münchner Forscherin an vielen Stellen.

Vorgesehen ist zum Beispiel ein auf Algorithmen gestütztes System zur Suchtfrüherkennung. Wird das Spielverhalten als sehr riskant registriert, soll der Spieler gewarnt werden. Nach Johanna Loys Beobachtung funktioniert dies noch nicht so gut wie vorgesehen. Ein großes Anliegen wäre es ihr schließlich, dass Spieler, die sich selbst sperren, tatsächlich gesperrt bleiben: „Auch hier gibt es Kontrollprobleme.“

Pat Christ