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Corona

Pandemie: Epidemiologe Zeeb warnt vor Sorglosigkeit



Bremen (epd). Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb warnt angesichts einer möglicherweise starken Corona-Welle im Herbst und Winter vor allzu großer Sorglosigkeit. Spätestens im Herbst sollte es wieder eine Maskenpflicht in Innenräumen und Schulen geben, sagte der Professor am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Darüber hinaus halte er es zwar für vertretbar, weitere Schutzmaßnahmen der Eigenverantwortung der Bürger zu überlassen. Diese müsse aber enden, sobald sich eine Virusvariante entwickle, die wie die Delta-Variante schwere Verläufe verursache. „Das bleibt leider eines der möglichen Szenarien“, betonte Zeeb.

Zudem warnte der Epidemiologe kürzlich oder aktuell infizierte Menschen davor, sich nicht auf einen über den Winter reichenden Immunschutz zu verlassen: „Das Kalkül geht nicht auf.“ Der Infektionsschutz halte nur kurz, auch weil sich das Spike-Protein, über das das Virus in die Wirtszellen eintritt, mit neu aufkommenden Varianten immer wieder verändere. In jedem Falle müsse die Politik eine neue Impfkampagne mit dem zu erwartenden Omikron-Impfstoff starten. Dieser werde voraussichtlich besser als die bisherigen Impfstoffe vor einer Infektion schützen.

Impfung auch nach zweitem Booster

Eine Aufhebung der fünftägigen Quarantänepflicht ist aus der Sicht des Epidemiologen nicht sinnvoll: Das sei zu gefährlich, auch wenn gut sitzende Masken vor einer Weitergabe des Virus schützen könnten. „Es ist ein Grundprinzip in der Infektionsepidemiologie, dass sich diejenigen Personen isolieren, die andere anstecken können. Diese Wahrscheinlichkeit ist bei Corona in den ersten fünf Tagen erheblich“, betonte Zeeb.

Auch für Menschen, die bereits vier Mal geimpft seien, könne nach einem ausreichenden Zeitabstand eine Impfung mit dem Omikron-angepassten Vakzin sinnvoll sein. Vor allem in Pflegeeinrichtungen sollten die Impfungen noch einmal vorangetrieben werden, sagte Zeeb. Er erwarte dazu Empfehlungen der Ständigen Impfkommission. Für Angehörige von Risikogruppen außerhalb von Einrichtungen werde es schwieriger, sich zu schützen. „Die müssen viel für sich selbst tun und vor allem Masken tragen“, betonte Zeeb.

Bis die Corona-Pandemie in eine Endemie übergehe, wird es laut Zeeb noch viele Monate oder sogar Jahre dauern. Die dafür notwendige Grundimmunität, die über die sogenannten T-Zellen vermittelt werde, entwickle sich offensichtlich langsamer als gedacht. Mittelfristig werde es weiterhin zu größeren Infektionswellen kommen: „Leider schlägt das Virus immer wieder Kapriolen, die auch die Wissenschaft überraschen. Deshalb ist es schwer, genaue Vorhersagen zu treffen.“

Martina Schwager