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Platz- und Personalnot: Kirchlicher Kita-Chef wirbt für Flexibilität



Bremen (epd). Angesichts fehlender Betreuungsplätze und anhaltender Personalnot wirbt Bremens kirchlicher Kita-Experte Carsten Schlepper für mehr Flexibilität unter den Einrichtungs-Trägern. „Wenn wir allen Kindern ein Angebot machen wollen, müssen kurzfristig zusätzliche Plätze geschaffen werden, die es im bestehenden System mit den bestehenden Rahmenbedingungen nicht geben würde“, sagte Schlepper am 17. Mai dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wenn alles so bleibt, wie es ist, ist das nicht zu schaffen.“

Gestiegene Geburtenzahlen und eine anhaltend hohe Zuwanderung, die durch Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gerade wieder wächst, setzen das Kita-System in Bremen und auch bundesweit unter Druck. In der Hansestadt fehlten etwa 1.000 Plätze, sagte Schlepper, der den Bremer Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder leitet. Deshalb schlage die Kirche konkret und schnell umsetzbar vor, zusätzliche Plätze in Kindergartengruppen und Krippen über die bisherigen Planungen hinaus zu schaffen. „In Kindergartengruppen durch das 21. Kind, in Krippen durch Platz-Sharing.“

„Start-up-Spielkreise“ einrichten

Außerdem könnten unterhalb der Betriebserlaubnis niedrigschwellige „Start-Up-Spielkreise“ eingerichtet werden. Solche Angebote etwa für zwei bis drei Tage in der Woche jeweils ein paar Stunden würden Schlepper zufolge den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz nicht ersetzen, aber als Einstieg in Spiel-, Bewegungs- und Lernangebote ergänzen. Allein bei den Einrichtungen der bremischen Kirche könnten durch diese Vorschläge mehr als 500 Kita-Plätze geschaffen werden, schätzte Schlepper: „Das ist doch schon mal was.“

Angesichts fehlender Fachkräfte im pädagogischen Bereich schlägt er zudem den Einsatz von Kita-Assistenzen für Alltagsroutinen vor sowie die Einbeziehung von Menschen aus anderen Professionen wie etwa Handwerker, die projektorientierte Bildungsangebote machen könnten. Die bestehenden Formate zur Qualifizierung von Erziehenden beispielsweise durch eine vergütete Ausbildung und durch Programme für Quereinsteiger müssten fortgesetzt werden, bekräftigte Schlepper.

Der Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder ist in Bremen der größte freie Träger im Bereich der Kindertagesstätten. Zu dem Verband gehören eigenen Angaben zufolge 65 Einrichtungen mit mehr als 4.500 Plätzen und etwa 1.500 Mitarbeitende.

Dieter Sell