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Armut

Mittagstisch setzt auf Spendenkampagne




Besucher eines Mittagstischs
epd-bild/Udo Gottschalk
Erhöhte Nachfrage, weniger Spenden, steigende Preise: Suppenküchen im Norden bekommen zunehmend Schwierigkeiten. In Neumünster soll eine Online-Spendenkampagne das Problem lösen.

Neumünster (epd). Mittagstisch- und Suppenküchen-Angebote für Bedürftige in Schleswig-Holstein stehen zunehmend vor Problemen. Die Nachfrage nach warmen Mahlzeiten steigt, aber Lebensmittelhändler spenden weniger Ware, heißt es beispielsweise von der Diakonie Altholstein. Eine Online-Spendenkampagne soll das Mittagstisch-Angebot in Neumünster jetzt retten - „damit die Besucherinnen und Besucher auch weiterhin Leib und Seele gestärkt bekommen“, heißt es im Spendenaufruf.

Rückgang an Spenden

Der Mittagstisch in Neumünster richtet sich an Wohnungslose und Bedürftige. Ein ehrenamtlicher Koch bereitet Speisen in der Küche der Tages- und Übernachtungsstelle zu. „Jeder bekommt hier einen Teller Essen, richtig schön hergerichtet“, sagt Melanie Popp, Fachbereichsleiterin der Wohnungslosenhilfe Neumünster. Im Gegensatz zu Tafel-Angeboten, die ausschließlich von Handel und Industrie gespendete Lebensmittel weiter verteilen, dürfen Mittagstisch- und Suppenküchen-Betreiber auch selbst Waren einkaufen. Inzwischen sind allerdings höchstens 30 Prozent der verwendeten Lebensmittel Spenden, erzählt Melanie Popp, „vor dem Krieg in der Ukraine ist das Verhältnis umgekehrt gewesen“.

Ein Grund sei, dass seit dem Ukraine-Krieg deutlich weniger Lebensmittelspenden des Einzelhandels eingehen als in der Vergangenheit: „Das ging gleich in der ersten Woche los“, sagt Melanie Popp. Sie vermutet, dass der Spendenrückgang auch mit gestörten Lieferketten zusammenhängt. Außerdem liefert der Handel selbst Lebensmittelspenden in die Ukraine. Das sei ist zu begrüßen, führe in Neumünster aber zu einer Verknappung, sagt Popp.

Höhere Lebensmittelkosten

Ähnliche Probleme hat die „Suppengruppe“ der Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde in Hamburg. Lebensmittelspenden erhält sie überwiegend von der Hamburger Tafel, sagt Gottfried Vogt aus dem Team. Doch auch die beklagt infolge des Ukraine-Kriegs „einen deutlichen Rückgang an Lebensmitteln, was sich naturgemäß bei uns auswirkt“. Hinzu kommen auch hier Lieferengpässe und steigende Preise, durch die die Gruppe Schwierigkeiten hat, ausreichend Lebensmittel zuzukaufen.

In der Suppenküche der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Schleswig ist die erhöhte Nachfrage schon seit dem vergangenen Jahr zu spüren, sagt Sprecherin Sabine Hinze. Auch wenn ihre Einrichtung noch ausreichend Spenden für den Einkauf bekommt, „spüren wir die höheren Lebensmittelkosten“.

Melanie Popp will das Mittagstisch-Angebot in Neumünster unbedingt aufrechterhalten. Die Online-Spendenkampagne bezeichnet sie als einen Versuch. 1.000 Euro lautet das Spendenziel.

Marcel Maack


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