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Kriminalität

Kerstin Claus neue Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung




Kerstin Claus
epd-bild/Christian Ditsch
Die Nachfolgerin von Johannes-Wilhelm Rörig ist Mitglied im Betroffenenrat. Sie will die Beteiligung von Betroffenen im Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern stärken. Claus sagt: Wer wirklich verstanden hat, was das bedeutet, der handelt auch.

Berlin (epd). Die Journalistin und Beraterin Kerstin Claus (52) wird neue Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Sie übernimmt am 1. April für fünf Jahre die Nachfolge von Johannes-Wilhelm Rörig, wie Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) am 30. März in Berlin mitteilte. Claus erklärte, eines ihrer zentralen Anliegen sei es, die Zusammenarbeit mit Betroffenen nach dem Vorbild im Bund in den Bundesländern auszubauen.

Spiegel sagte, mit Claus habe man eine hervorragend qualifizierte Frau gewinnen können, die neue Impulse setzen werde. Die Ministerin kündigte eine bundesweite Aufklärungs- und Sensibilisierungskampagne in diesem Jahr an. Kein Kind solle sexualisierte Gewalt erleben. Prävention sowie Hilfen und Aufarbeitung müssten weiter gestärkt werden.

Eigene Missbrauchserfahrung

Claus, die vom Bundeskabinett berufen wurde, ist Mitglied im Betroffenenrat des Unabhängigen Beauftragten sowie im Nationalen Rat gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen und arbeitet beruflich in der Politik- und Strategieberatung zum Thema sexualisierte Gewalt. Im vergangenen Jahr stand sie auf der von der heutigen Bundesfamilienministerin Spiegel angeführten Landesliste der Grünen in Rheinland-Pfalz für die Landtagswahl.

Kerstin Claus wurde 1969 in München geboren und hat einen langen Weg der Aufarbeitung einer eigenen Missbrauchserfahrung hinter sich. Der Täter, ein evangelischer Pfarrer, wurde nicht strafrechtlich verfolgt, sondern lediglich versetzt. Claus engagierte sich vehement für eine unabhängige Aufarbeitung der Missbrauchsfälle insbesondere in der evangelischen Kirche und kritisierte insbesondere den Umgang der Kirchenverantwortlichen mit den Betroffenen.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, gratulierte Claus. Sie freue sich sehr, dass die Bundesregierung eine seit vielen Jahren engagierte und anerkannte Expertin in dieses wichtige Amt berufen habe. „Für die Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen des Schutzes von Kindern und Jugendlichen vor sexualisierter Gewalt in Institutionen und Familien sowie der Aufarbeitung erlittenen Unrechts auch in der evangelischen Kirche ist dies eine wichtige und sehr gute Weichenstellung für die gemeinsame Arbeit der kommenden Jahre“, erklärte Kurschus.

„Dieses Thema hört nicht auf“

Claus kündigte an, sie wolle in ihrem neuen Amt die „Entschlossenheit zum Handeln entfachen“. Nur wer verstanden habe, was Missbrauch für Kinder und Jugendliche und ihr Leben bedeute, der handele auch, sagte sie. Sie wolle die Zusammenarbeit des Bundes mit Ländern und Kommunen intensivieren und dazu beitragen, dass die Beteiligung von Betroffenen auch in den Ländern verankert werde: „Dann wird vieles konkreter“, sagte Claus. Immer wieder seien es die Betroffenen gewesen, die mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale und die Prävention vorangebracht hätten.

Dass eine Betroffene beauftragt werde, bedeute einerseits sehr viel. Andererseits wäre vieles besser, wenn es keine Rolle mehr spiele, wer Missbrauch und sexuelle Gewalt bekämpft. „Dieses Thema hört nicht auf“, sagte Claus. „Sexuelle Gewalt ist in der Gesellschaft fest verankert.“

Das Amt des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ist beim Bundesfamilienministerium angesiedelt. Die Ampelkoalition will es gesetzlich verankern und die vom bisherigen Missbrauchsbeauftragten Rörig ins Leben gerufene Aufarbeitungskommission fortführen. Rörig hatte seine Arbeit nach mehr als zehn Jahren im Februar beendet. Er war Nachfolger der ersten Missbrauchsbeauftragten, der früheren Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD).

Claus' Vorgänger hatte Kampagnen auf den Weg gebracht, um in Schulen und der gesamten Gesellschaft mehr Aufmerksamkeit für Missbrauch zu schaffen. Er verhandelte auch über Standards der Aufarbeitung mit den Kirchen. Mit der katholischen Kirche schloss er eine sogenannte Gemeinsame Erklärung ab. Mit der evangelischen Kirche liefen bis zuletzt noch Verhandlungen darüber.



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Christian Stäblein (54) wird Beauftragter für Flüchtlingsfragen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das hat der Rat der EKD einstimmig beschlossen. Das Amt wurde neu eingerichtet. Die Beauftragung für das Ehrenamt gilt für die gesamte Ratsperiode bis 2027. Mit der neu geschaffenen Beauftragung will der Rat die Bedeutung der Flüchtlingsarbeit innerhalb der EKD hervorheben. Der Berliner Bischof soll auch zum Vorsitzenden der EKD-Kammer für Migration und Integration berufen werden. In dieser Funktion folgt er auf den ehemaligen rheinischen Präses Manfred Rekowski, der dieses Amt bis 2021 innehatte. Stäblein studierte evangelische Theologie und als Nebenfächer Judaistik, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften in Göttingen, Berlin und Jerusalem. Er ist seit September 2019 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

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