sozial-Politik

Energiekosten

Studie: 600.000 Haushalte drohen wegen steigender Preise zu verarmen



Aachen (epd). Wegen der deutlich gestiegenen Energiepreise drohen laut einer Studie 600.000 zusätzliche Haushalte in Deutschland unter die Armutsgrenze zu rutschen. Nach der Erhebung des Lehrstuhls für Energiesystemökonomik der RWTH Aachen werden die einkommensschwachen Haushalte durch die derzeitigen Steigerungen der Energiepreise am stärksten belastet, wie die Universität am 29. März mitteilte. Gemäß einer Definition der Europäischen Union liegt die Armutsgrenze bei 60 Prozent des mittleren Haushalts-Einkommens. Basis der Berechnungsmodelle sind die Daten der aktuellen Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts.

Den Studienergebnissen zufolge ist aufgrund der Energiepreisentwicklung in allen Haushaltsgruppen eine deutliche finanzielle Mehrbelastung zu verzeichnen. Ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt, der mit Gas heizt, muss aktuell im Vergleich zu Anfang 2020 mit Mehrausgaben von 1.624 Euro auf ein Jahr kalkulieren. Davon entfallen 10,6 Prozent auf Strom, 46,4 Prozent auf Erdgas und 43 Prozent auf Benzin und Diesel.

Wiederanstieg des Energieverbrauchs berücksichtigen

In der Diskussion um geeignete energiepolitische Maßnahmen sollten nach Ansicht der Studienautoren die Auswirkungen auf die Energienachfrage berücksichtigt werden. Vor allem bei preislichen oder steuerlichen Erleichterungen sollte bedacht werden, dass diese zu einem „gewissen Wiederanstieg der Energieverbräuche und damit auch der Importabhängigkeit führen“ könnten.

Überdies deuteten die Ergebnisse der Untersuchung an, dass Entlastungen bei Mineralölprodukten wie Benzin oder Diesel tendenziell eher zu einer Entlastung von einkommensstarken Haushalten führen würden. Einkommensschwächere Haushalte würden eher von einer Entlastung bei den Ausgaben für Erdgas profitieren.