Berlin (epd). Im vergangenen Jahr haben rund 410.000 Hartz-IV-Haushalte mehr für Wohnen und Heizen gezahlt, als ihnen von den Ämtern zuerkannt wurde. Das ist ein Anteil von 14 Prozent aller Bedarfsgemeinschaften, wie aus Antworten der Bundesregierung auf Anfragen der Linksfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegen.
Die sogenannte Wohnkostenlücke, also die Differenz zwischen dem im Sozialgesetzbuch II festgelegten Satz für Unterkunft und Heizung und real anfallenden Kosten, betrug demnach im Zeitraum von Dezember 2020 bis November 2021 rund 460 Millionen Euro.
Nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums wurden die aktuellen Regelbedarfe auf Daten von Verbraucherstichproben aus dem Jahr 2018 errechnet. Seitdem dürften die Energiekosten privater Haushalte, nicht zuletzt durch Erhöhungen der Strom- und Gaspreise in den vergangenen Monaten, jedoch gestiegen sein, räumte das Ministerium ein. Zugleich verwies es auf das vereinbarte Entlastungspaket 2022. Um Haushalte mit geringem Einkommen zu unterstützen, sollen Empfänger von Sozialleistungen - darunter Hartz-IV-Bezieher und Berechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz - im Juli eine Einmalzahlung in Höhe von 100 Euro auf den Regelsatz erhalten.
Bis zur geplanten Einführung einer Kindergrundsicherung sollen zudem von Armut betroffene Kinder vom 1. Juli an 20 Euro mehr pro Monat bekommen. Laut Ministerium waren im vergangenen Jahr rund 2,84 Millionen Bedarfsgemeinschaften in Deutschland gemeldet.
„Die Kosten für Miete, Heizung und Strom im SGB II-Satz sind viel zu niedrig angesetzt“, kritisierte die mietenpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion, Caren Lay. Jeder siebte Hartz-IV-Haushalt „zahlt drauf und muss an Essen, Kleidung oder Bildung sparen. Diese Ungleichheit ist nicht haltbar.“ Ihren Worten zufolge sind es im Schnitt 93 Euro pro Monat und Bedarfsgemeinschaft, die aus den Regelbedarfen privat beigesteuert werden müssen. Dies sei ein Anstieg um acht Prozent gegenüber 2019 und 20 Prozent gegenüber 2017, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion.
Angesichts explodierender Mieten, Heiz- und Energiekosten forderte Lay vom Bund, dass „dauerhaft die realen Wohn- und Energiekosten übernommen werden“ müssten. Ein einmaliger Zuschuss genüge nicht. Das Entlastungspaket der Bundesregierung müsse „sozial ausgewogen sein und insbesondere Menschen mit geringen Einkommen entlasten. Denn sie sind am stärksten von Wohnungsnot und Energiearmut betroffen“.