Kiel (epd). Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro pro Stunde kritisch. Es steige die Gefahr, dass es zum Abbau von Beschäftigung in den betroffenen Lohnbereichen komme, sagte der IfW-Arbeitsmarktexperte Dominik Groll am 23. Februar. „Gleichzeitig wird der höhere Mindestlohn kaum zum Abbau von Armut oder sozialer Ungleichheit führen.“
Ein Mindestlohn werde den weitaus größten Teil der armutsgefährdeten Menschen nicht erreichen, sagte Groll. Das seien vor allem Rentner, Selbstständige, Arbeitslose und Teilzeitbeschäftigte. Zudem lebe nur ein relativ kleiner Teil der Niedriglohnbezieher in Haushalten nahe der Armutsgrenze, deutlich mehr dagegen in Haushalten mit mittleren oder hohen Einkommen.
Die Einführung des Mindestlohns 2015 habe wissenschaftlichen Studien zufolge die Stundenlöhne zwar erhöht, die Zahl der Arbeitsstunden aber sinken lassen, erklärte Groll. „Die Monatslöhne blieben unverändert.“ Diese Reduzierung der Arbeitszeit müsse zu den Jobverlusten durch den Mindestlohn hinzugerechnet werden, um den gesamten Beschäftigungsverlust zu ermitteln. Das Kabinett hat am 23. Februar den Plänen des Bundesarbeitsministers zugestimmt, wonach ab 1. Oktober mindestens zwölf Euro pro Stunde gezahlt werden sollen. Derzeit liegt die gesetzliche Lohnuntergrenze bei 9,82 Euro. Im Juli steigt der Mindestlohn auf 10,45 Euro.