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Studie: Knappes Drittel der Pflegeeinrichtungen bezahlt nach Tarif




Pflegerin in einem Seniorenheim lässt einen Bewohner trinken
epd-bild/Werner Krüper
Nicht einmal ein Drittel der Pflegedienste und Altenheime zahlt einer Studie zufolge ihren Beschäftigten Löhne in Tarifhöhe. Die am 7. Februar in Berlin veröffentlichte bundesweite Erhebung liefert nach Angaben des AOK-Bundesverbandes erstmals einen detaillierten Überblick über das Ausmaß der Tarifbindung von Pflegeeinrichtungen. Die Diakonie warb für die eigene, gute Bezahlung ihrer Mitarbeitenden.

Berlin (epd). Ausgelöst von der Veröffentlichung der Studie über das Ausmaß der tariflichen Bezahlung im Pflegesektor, erklärte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie in Berlin: „Bei der Diakonie liegt die Tarifbindung der Beschäftigten im Pflegebereich bei über 90 Prozent. Damit besteht bei Einrichtungen der Diakonie mit die höchste Flächentarifbindung in der Langzeitpflege.“ Und er fügte hinzu: „Wer zur Diakonie kommt, erhält einen fairen Lohn und attraktive Arbeitsbedingungen, die sich nach kollektiven Tarifen richten.“

Die jetzt vorgestellte Untersuchung wurde von den Fachverbänden einhellig begrüßt, weil sie reale Bezahlung innerhalb der Branche ausleuchtet. Doch betont wurde aus, dass sie keine Informationen darüber liefert, wie hoch die Entlohnung in den nicht-tarifgebundenen Einrichtungen ist. „Die Ergebnisse zeigen, dass aktuell deutlich weniger als ein Drittel aller Pflegeeinrichtungen in Deutschland der Tarifbindung unterliegen. Hier gibt es also noch viel Luft nach oben“, sagte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes.

Verweis auf neue Regeln zur Bezahlung ab September

Die mit der Erhebung geschaffene Transparenz über die Höhe der bezahlten Löhne sei „ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einer angemessenen Bezahlung des Pflegepersonals in allen Regionen Deutschlands“.

Der Erhebung zufolge liegt der durchschnittliche Stundenlohn über alle Beschäftigtengruppen bundesweit bei 18,95 Euro. Es zeigten sich jedoch deutliche Lohnunterschiede zwischen Ost und West: Während die durchschnittliche Entlohnung im Osten bei 17,98 Euro pro Stunde liege, seien es im Westen 20,19 Euro. Wie es weiter heißt, unterliegen 70 Prozent der Einrichtungen, die tariflich zahlen, kirchlichen Arbeitsrechtsregelungen, die restlichen 30 Prozent sind an Haus- oder Flächentarifverträge gebunden.

Einblick in den nicht-tarifgebundenen Sektor fehlt noch

Nach einem Beschluss der alten schwarz-roten Bundesregierung werden ab 1. September 2022 nur noch Pflegeeinrichtungen zur Versorgung zugelassen werden, die ihre Pflege- und Betreuungskräfte mindestens in Tarifhöhe bezahlen. Dazu sagte Reimann, man werde erst ab September einen Überblick zu den finanziellen Auswirkungen dieser Regelungen bekommen. „Interessant ist ja vor allem die Frage, wie hoch heute die durchschnittliche Entlohnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den nicht-tarifgebundenen Einrichtungen ist. Dazu liefert die aktuelle Erhebung noch keine Informationen.“

Ingo Habenicht, Vorstandsvorsitzender des Verbandes diakonischer Dienstgeber in Deutschland (VdDD), sagte: „70 Prozent der Einrichtungen, die aktuell tariflich zahlen, unterliegen kirchlichen Tarifregelungen, so die aktuellen Erhebungen der Pflegekassen.“ Die an Tarife gebundenen Unternehmen zahlten im Durchschnitt 23 Prozent höhere Gehälter für Fach- und Hilfskräfte.

Markus Jantzer, Dirk Baas


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