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Engagement

Freiwilligenagentur "z'sam" bringt Menschen ins Ehrenamt




Sabine Bankauf leitet die Freiwilligenagentur "z'sam" in München.
epd-bild/Susanne Schröder
Ob in Sportvereinen, Kirchen oder sozialen Einrichtungen - ohne Ehrenamtliche läuft oft nicht viel. Passende Stellen vermitteln Freiwilligenagenturen wie das "z'sam": Seit einem Jahr ist die Ehrenamtsbörse der Diakonie München und Oberbayern am Start - und hat noch viel vor.

München (epd). Weit offen steht die Tür zum Laden in der Maxvorstadt, in dem früher Klamotten verkauft wurden. Draußen typischer Großstadttrubel: zur Linken ein Nagelstudio, gegenüber ein Café, Passanten, Radler, die U-Bahnstation zehn Meter entfernt. Drinnen im „z'sam“ wartet Sabine Bankauf am groben Holztisch, der neben der lässig abgeschrammten Ledercouch und ein paar Barhockern das Zentrum des schlichten Raums ist.

Großes Interesse bei jungen Menschen

Zusammen mit einem zehnköpfigen Ehrenamtlichen-Team berät sie in der Freiwilligenagentur der Diakonie München und Oberbayern Menschen, die Lust haben, sich zu engagieren. Seit der - wegen Corona - virtuellen Eröffnung des „z'sam“ im Januar 2021 zählte die Kulturwissenschaftlerin 120 Beratungsgespräche. Dazu kamen rund 220 Spontanbesuche, seit der Laden im Juli 2021 endlich auch den Präsenzbetrieb starten konnte.

Das Interesse sei vor allem unter jungen Menschen groß, berichten Bankauf, die zuvor schon im Koordinationsteam der Diakonie für die rund 500 Ehrenamtlichen in Münchner Flüchtlingsunterkünften tätig war: „35 Prozent der Interessierten sind unter 29 Jahre.“

Das „z'sam“ ist die jüngste und derzeit kleinste Freiwilligenagentur in München. Neben dem Flaggschiff „Tatendrang“, 1980 als erste deutsche Ehrenamtsbörse in München gegründet, den fünf Freiwilligenzentren der Caritas und der Stiftung „Gute Tat“ bietet auch das „z’sam“ Beratung, Vermittlung und Projekte rund ums Ehrenamt an - stadtviertel- und trägerübergreifend. Bayernweit sind rund 120 Freiwilligenagenturen tätig. In die Quere kommen sie sich nicht: „Ehrenamtliche melden sich dort, wo sie sich gut aufgehoben fühlen - so ergänzen wir uns“, sagt Bankauf.

Bei der Caritas sieht man das genauso: „In einer großen Stadt wie München ist jeder Akteur wichtig, um interessierten Menschen den Weg ins Engagement zu erleichtern“, sagt eine Sprecherin. Luft nach oben gibt es: Zwar engagieren sich in Deutschland laut der aktuellen Freiwilligen-Erhebung von 2019 schon 39,7 Prozent der Ab-14-Jährigen - zugleich kann sich mehr als die Hälfte der bislang Nicht-Engagierten eine Tätigkeit im Ehrenamt vorstellen.

Gutes Freiwilligenmanagement

„Das ist ein sehr großes Potenzial für alle Engagement-Organisationen“, sagt Beatrix Hertle, Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft für Freiwilligen-Agenturen (Lagfa) in Bayern. Oft gebe es aber externe Hürden für ein Einsatz, wie Sprachbarrieren, fehlende Zugänge für Menschen mit Behinderung oder Formate für Menschen, die mehr Anleitung brauchen. Zudem scheitere eine dauerhafte Bindung von Freiwilligen oft am mangelnden Freiwilligenmanagement, sagt Hertle.

Beide Punkte hat Sabine Bankauf vom „z'sam“ auf ihrer Agenda. „Wir legen mit unserem Projekt 'Miteinander leben - Ehrenamt verbindet' einen Schwerpunkt auf das Thema Teilhabe“, erläutert die 41-Jährige. Derzeit stammten Ehrenamtliche laut Freiwilligen-Studie eher aus dem bildungsnahen Milieu. Beim „z'sam“ wolle man versuchen, auch Beteiligungsformen für Geflüchtete oder Menschen in prekären Lebenssituationen zu finden. „Warum soll der Kunde bei der Münchner Tafel nicht auch auf der anderen Seite des Tischs stehen können?“, zitiert Bankauf ihren Chef, den Diakonie-Vorstand und Pfarrer Thorsten Nolting.

Klar sei auch: Ohne ein gutes Freiwilligenmanagement läuft nichts. Das will Bankauf auch den Kirchengemeinden vermitteln, die wegen des Stellenrückgangs in den nächsten Jahren noch stärker als bisher auf Ehrenamtliche angewiesen sein werden. „Kirchengemeinden brauchen eine Struktur, ein Konzept und Kapazitäten, um Ehrenamtliche zu gewinnen“, sagt die Expertin. Wer Freiwillige auch langfristig binden wolle, müsse einen Ansprechpartner, Schnupperphasen und Zwischengespräche anbieten, für feste Einsatzzeiten, Anerkennungskultur und Partizipation sorgen.

Derzeit baut Sabine Bankauf das Netzwerk zu externen und kirchlichen Stellen aus: Die Evangelischen Dienste München (EDM) mit ihrem Oma-Opa-Service oder dem Friedhofsbegleitdienst sind natürliche Partner, ebenso das Evangelische Bildungswerk (ebw), mit dem Bankauf einen Kurs zum Freiwilligenmanagement anbieten will. Damit in München beim Ehrenamt künftig noch mehr z'sam geht.

Susanne Schröder