Bonn (epd). Der BIVA-Pflegeschutzbund wirbt für eine grundlegende Pflegereform, um die Eigenanteile der Heimbewohner an den Kosten zu begrenzen. „Das finanzielle Risiko muss für die Betroffenen kalkulierbar sein. Dies geht nur, wenn die Eigenanteile fest gedeckelt sind. Wir fordern von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine echte Pflegereform“, sagte Vorsitzender Manfred Stegger am 19. Januar in Bonn.
Mit dem Jahreswechsel trat die Pflegereform der alten Bundesregierung in Kraft. Damit erhalten Heimbewohner einen Zuschuss zu den Pflegekosten, dessen Höhe mit der Dauer des Heimaufenthalts steigt: Im ersten Jahr trägt die Pflegekasse fünf Prozent des pflegebedingten Eigenanteils, im zweiten Jahr 25 Prozent, im dritten Jahr 45 Prozent und danach 70 Prozent. „Da aber gleichzeitig mehr Personal und die Zahlung von Tariflöhnen vereinbart wurden, werden die Kosten für die Pflegebedürftigen wieder steigen. Hinzu kommen stetig steigende Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen“, rechnet Stegger vor.
Berücksichtige man alle Faktoren, dann würden die Bewohner in den ersten beiden Jahren im Pflegeheim trotz der Reform finanziell höher belastet als zuvor. Nach Berechnungen des Pflegeökonomen Heinz Rothgang werde langfristig rund ein Drittel der Heimbewohnerinnen und Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen sein.
Der BIVA-Pflegeschutzbund fordere seit langem eine Umkehr des finanziellen Risikos von den Versicherten auf die Versicherung im Sinne eines sogenannten Sockel-Spitze-Tausches, sagte Stegger. Demnach sollten Betroffene einen fixen Beitrag leisten und das darüber hinausgehende Risiko von der Pflegeversicherung getragen werden - wie bei einer Kaskoversicherung mit Selbstbeteiligung. „Der neue Bundesgesundheitsminister hat jetzt die Chance, die Probleme richtig anzupacken“, so der Vorsitzende.