Wiesbaden (epd). Die Zahl der Sterbefälle wird voraussichtlich in diesem Jahr erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik die Marke von einer Million überschreiten. Das hat das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden auf Basis einer Hochrechnung berechnet. Demnach starben in den ersten elf Monaten rund 915.000 Menschen; den Schätzungen zufolge dürfte die Zahl der Todesfälle bis zum Jahresende zwischen 1.020.000 und 1.030.000 liegen, heißt es in einer Mitteilung vom 17. Dezember. 2020 registrierte die amtliche Statistik einen Wert von insgesamt 985.000 Sterbefällen, 2010 waren es nur 859.000.
Die Sterblichkeit nimmt mit steigendem Alter zu, so dass die Zahl der Todesfälle stark vom Altersaufbau der Gesellschaft abhängt. „Die Zunahme der Sterbefälle in den letzten Jahren geht einher mit einer wachsenden Anzahl älterer Menschen“, erklärte der Demograf Michael Mühlichen vom BiB. Aus demografischer Sicht sei schon länger absehbar gewesen, dass die jährlichen Todesfallzahlen die Millionen-Grenze übersteigen würden. „Die Corona-Pandemie, die überwiegend bei älteren Menschen zu einer Zunahme von Sterbefällen geführt hat, hat diese Entwicklung ein wenig beschleunigt“, so Mühlichen.
Gegenwärtig stehe noch nicht genau fest, wie viele Menschen im laufenden Jahr an oder mit Corona sterben werden. Es ist aber bereits abzusehen, dass auch 2021 andere Todesursachen als COVID-19 dominierender sein werden, so der Experte.
Zum Vergleich: 2020 starben laut des Statischen Bundesamtes 338.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das ist jeder dritte Sterbefall. Weitere 240.000 Todesfälle (24 Prozent) gingen auf Krebs- und Tumorerkrankungen zurück. 40.000 Menschen erlagen im Vorjahr COVID-19 als Grundleiden (vier Prozent) - davon entfielen 94 Prozent auf die Altersgruppe 65 und älter.