sozial-Politik

Demografie

Studie: Deutschland seit 1990 um fünf Jahre gealtert



Berlin (epd). Steigende Lebenserwartung und niedrige Geburtenzahlen haben einer Untersuchung zufolge das Durchschnittsalter der Menschen in Deutschland seit der Wiedervereinigung deutlich erhöht. „Der Durchschnitt seit 1990 ist um fünf auf 44,6 Jahre gestiegen. In acht Kreisen - allesamt in Ostdeutschland - liegt er inzwischen gar bei 50 Jahren oder mehr“, teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am 14. Oktober in Berlin auf Basis von Zahlen der Landesstatistikämter mit. Ausgewertet wurden 401 Landkreise.

Die Initiative wird nach eigenen Angaben getragen von der Deutschen Versicherungswirtschaft und will das Bewusstsein dafür schärfen, dass die Menschen immer älter werden und länger fit bleiben. Auch will sie dem oft negativen Image des Alters begegnen.

Höhepunkt steht noch aus

Laut Peter Schwark, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Versicherungsverbandes GDV, steht der Höhepunkt der Alterung noch bevor: „In dieser Dekade gehen die Babyboomer in Rente. Dann bricht die demografische Welle.“ Bund, Länder und Gemeinden müssten mehr tun, um die Folgen der Alterung zu dauerhaft bewältigen. „Es geht um ein nachhaltiges Rentensystem. Es geht um genügend Betreuungsplätze. Es geht aber auch um mehr digitale Angebote, um älteren Menschen möglichst lange ein selbstständiges Leben zu ermöglichen“, betonte Schwark.

Wegen der Zu- und Abwanderung von Menschen alterten die Regionen unterschiedlich schnell. So trennen die älteste Stadt Suhl (Altersschnitt: 51 Jahre) und die jüngste Stadt Heidelberg (Altersschnitt: 40,7 Jahre) mehr als zehn Jahre. Generell sind es die Universitätsstädte sowie die boomenden Metropolen, deren Einwohner deutlich jünger sind. Noch Anfang der 1990er-Jahre gab es dieses ausgeprägte Stadt-Land-Gefälle nicht.

Immer mehr Hochaltrige

Die fortschreitende Alterung zeige sich auch an der Zahl der über 80-Jährigen. Ende 2020 lebten rund 5,9 Millionen in Deutschland, 1990 waren es rund drei Millionen. Der Anteil der sogenannten Hochaltrigen hat sich seitdem von 3,8 auf 7,1 Prozent fast verdoppelt. In acht Landkreisen hat demnach bereits jeder zehnte Einwohner diese Altersgrenze überschritten - am höchsten ist der Anteil in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt mit 11,2 Prozent.

„Die demografische Entwicklung verläuft parallel zur wirtschaftlichen“, erläuterte Schwark. Damit die Schere zwischen den Regionen nicht weiter auseinander gehe, brauche es Impulse für den ländlichen Raum. „Wirtschaftliche Perspektiven sind wichtig, um junge Menschen zu halten“, so Schwark. Neue Chancen könnten sich auch durch den Home-Office-Trend ergeben. „Home-Office bindet die Metropolen und ihr näheres Umland enger aneinander und kann die Landflucht bremsen.“