Hamburg (epd). Zwei Meerschweinchen, zwei Katzen und ein Hund - die futtern so einiges. Wenn dann plötzlich der Job weg ist, kann der Kauf des Tierfutters zum Problem werden. Wer in Hamburg nicht genug Geld zur Versorgung seiner Haustiere hat, wird von der örtlichen Tiertafel unterstützt. Jeden zweiten Mittwoch baut Leiterin Kara Schott (38) gemeinsam mit einem Team aus Ehrenamtlichen ein Spendenbuffet vor dem Büro des Vereins in Hamburg-Bramfeld auf.
Auf vier Tapeziertischen stapeln sich Paletten von Dosenfleisch, es gibt säckeweise Trockenfutter und Waschwannen voll Leckerli-Tüten, Hundeshampoo und Flohpuder. Katzenstreu und Decken liegen vor den Tischen, und auf einem Ständer hängen Halsbänder und Leinen.
„Moin, ich brauch was für meine Piper“, sagt Gerd. Die Bedürftigkeit muss von jedem Tierhalter nachgewiesen werden. Stammkunden bekommen einen Ausweis, der vorab gescannt wird. Insgesamt versorgt die Hamburger Tiertafel derzeit rund 1.000 Tiere von 800 Kunden - die meisten haben Hunde oder Katzen, aber auch Meerschweinchen, Hasen oder Vögel.
„Durch die Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage deutlich verstärkt: Seit März 2020 haben wir 350 Tiere mehr“, sagt Schott. Doch es gehe nicht nur um die Sachspenden, sondern auch um den Kontakt zwischen Haltern und Helfern. Man dürfe hier auch Spaß haben, sagt Schott. Nicht jeder mag zugeben, dass er auf Futterspenden angewiesen ist. „Ich bin nur vertretungsweise hier“, sagt eine Kundin in der Schlange und hebt abwehrend die Hände.
„Ich steh dazu“, sagt hingegen Edith. Wenn es die Tiertafel nicht gäbe, müsste sie ihren Schäferhund Lady weggeben. „Das kommt für mich nicht in Frage!“ Das alte Tier hat Allergien und benötigt spezielles Futter. Seit vier Jahren kommt sie zur Futterausgabe und bekommt getreidefreie Kost für Lady.
„Viele können ja nichts dafür, dass sie in Not geraten sind, haben einfach einen Schicksalsschlag erlebt“, sagt Helferin Lotte (23). „Vor allem die Tiere können nichts dafür.“ Lotte kam vor 13 Jahren über ein Schülerprojekt zur Tiertafel Hamburg und blieb dabei. Für die Ausgabetage nimmt sie extra Urlaub.
Der Hamburger Ableger der Tiertafel wurde vor 16 Jahren gegründet. Abholen von Spenden, Ein- und Ausladen, Sortieren, Pflege der Datenbank, Öffentlichkeitsarbeit und Akquise - Leiterin Schott ist fast täglich in irgendeiner Form im Einsatz. Sie macht das ehrenamtlich - so wie alle anderen Helfer auch. Etwa zehn gehören fest zum Team.
Alle zwei Wochen ist auch ein Tierarzt dabei und behandelt Tiere kostenlos. Das Rettungsfahrzeug der Tierrettung übernimmt kleinere Leistungen wie Krallen schneiden, kämmen und Ohren säubern. Auch ein Tierheilpraktiker und Physiotherapeut sind regelmäßig am Ausgabe-Mittwoch vor Ort.
Die Spenden kommen vor allem von Firmen, die das Team unermüdlich anfragt. Aber auch Privatpersonen bringen Futtersäcke, wenn der eigene Hund die Sorte nicht mehr mag, oder überschüssige Decken und Näpfe vorbei. Am Ausgabetag kommt regelmäßig jemand und reicht eine Tasche über den Tapeziertisch: „Hier, für euch.“